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COPD dritthäufigste Todesursache, aber wenig gegoogelt

Mittwoch, 29. Mai 2019 – Autor:
Die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist weltweit die dritthäufigste Todesursache. Trotzdem fehlt ein öffentliches Bewusstsein für die Erkrankung, die fast immer durch Rauchen verursacht wird. Das berichten Forscher nach einer Analyse von Google-Trends.
COPD, Todesursache

Beim Vergleich der Google-Suchanfragen unter den zehn, nach WHO-Klassifikation häufigsten Todesursachen rangiert COPD nur auf Platz 8

Die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung - kurz COPD - weist hohe Sterblichkeitsraten auf. Mittlerweile steht die „Raucherkrankheit“ an dritter Stelle der weltweit häufigsten Todesursachen. Dennoch scheint die COPD in den Köpfen der Menschen viel zu wenig verankert zu sein. „Obwohl die Prävalenz und die Sterblichkeitsrate von COPD weltweit kontinuierlich ansteigen, bleibt die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung oft unerkannt und nicht diagnostiziert“, sagt Alex Pizzini, Lungenfacharzt am Universitätsklinikum Innsbruck.

COPD bei Google nur auf Platz 8

Gemeinsam mit Kollegen führte Pizzini eine Analyse von Google-Trends durch, in der überprüft wurde, nach welchen Krankheiten in den Industrienationen am häufigsten gegoogelt wird. Dabei zeigte sich, dass Internetnutzer am häufigsten nach Diabetes, Schlaganfall und Brustkrebs suchen. Die COPD steht im Google-Ranking erst an achter Stelle.

„COPD wird viel seltener gesucht, als Menschen daran erkranken“, schließt Pizzini aus den Studienergebnissen. Immerhin leide in Österreich jeder Zehnte an einer COPD, nach dem 70. Lebensjahr sei es schon jeder Vierte. Den Daten von Statistik-Austria zufolge wurde von 2002 bis 2016 in Österreich ein Anstieg der Todesraten von COPD Patienten von über 60 Prozent registriert.

90 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher

COPD ist eine typische Rauchererkrankung. Über 90 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher oder haben einmal geraucht. Auch Passivrauchen kann eine COPD auslösen. Erste Symptome sind der Raucherhusten.

„Vor dem Hintergrund des fehlenden Krankheitsbewusstseins wird der Raucherhusten allzu oft bagatellisiert“, sagt Studienleiter Ivan Tancevski. Symptome wie erhöhte Schleimbildung und chronischer Husten sollten deshalb vor allem für Raucher und Raucherinnen Grund genug sein, Atemwege und Lunge untersuchen zu lassen.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt im Fachjournal European Respiratory Journal veröffentlicht.

Umbau der Lunge durch Entzündung

Der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung liegt eine chronische Entzündung der unteren Atemwege zugrunde. Diese andauernde Entzündungsreaktion bewirkt Veränderungen und Umbauprozesse, die eine bleibende Verengung der Bronchien und Bronchiolen bedingen. Chronische Symptome wie Husten, Auswurf und Atemnot sind möglich, fortgeschrittene Stadien sind häufig mit Lungenemphysem assoziiert, betroffene Patienten benötigen häufig eine chronische Sauerstoffversorgung.

Weiter kommt es zu zahlreichen Begleiterkrankungen. Schon eine geringe Abnahme der Lungenfunktion steigert das Herzinfarktrisiko. Das Risiko für eine Herzinsuffizienz ist bei COPD  um das sechsfache erhöht, das Schlaganfallrisiko zehn Mal höher. Sogenannte Exazerbationen (akute Verschlimmerung der Erkrankung), die in der dritten und vierten Krankheitsstufe zunehmend auftreten und in schweren Fällen eine Aufnahme in der Intensivstation notwendig machen, führen in zehn Prozent der Fälle zum Tod, das Sterblichkeitsrisiko bleibt bis zu einem Jahr danach noch um bis zu 40 Prozent erhöht.

„Mit einem höheren Bewusstsein und einer rechtzeitigen Diagnose könnten jedoch Risikofaktoren wie etwa das Rauchen eliminiert, Exazerbationen verhindert und Begleit- bzw. Folgeerkrankungen entsprechend behandelt werden“, so die Studienautoren aus Innsbruck.

Foto: (c)MUI

Hauptkategorie: Medizin
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