Arbeit im Kinderhospiz: „Die Kinder kommen nicht und sterben“

Man gibt und bekommt viel zurück: Die Arbeit im Kinderhospiz wird nicht vom Tod bestimmt – Foto: LIGHTFIELD STUDIOS
Kinder beim Sterben zu begleiten, ist wohl eine der härtesten Aufgaben, die man sich vorstellen kann. Vor Menschen, die in Kinderhospizen arbeiten, kann man darum nur den Hut ziehen. Sie sind nicht nur Stütze für die schwerkranken Kinder, sondern auch für deren Familien. „Es ist eine Arbeit, für die man gemacht sein muss“, sagt Doreen Schumann. Die Kinderkrankenschwester hat für die Arbeit im Kinderhospiz ihren Job im Krankenhaus an den Nagel gehängt, weil sie die ganzheitliche Betrachtung des Menschen vermisste. „Dort liegt der Fokus auf der Krankheit und auch auf der Kinderstation ist es eher unpersönlich“, sagt sie.
Den Kindern Glücksmomente verschaffen
Im Kinderhospiz Berliner Herz hat sie die Aufgabe ihres Lebens gefunden. Anders als im Erwachsenenhospiz geht es dort nicht nur um Sterbebegleitung. Denn die Kinder kommen schon lange vor dem finalen Stadium, oft mehrmals, manchmal über viele Jahre. Dass die Kinder kommen und sterben, wie viele annehmen, stimmt also nicht.
„Da geht es ganz viel um das Leben und wie können wir das Kind fördern, in seinem Entwicklungszustand und mit seiner schweren Erkrankung“, erzählt Doreen Schumann. Kinder trotz ihrer lebensverkürzenden Erkrankung einen angenehmen Alltag zu gestalteten, dass sie spielen, genießen und für einen Moment glücklich sein können, ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Aber es ist längst nicht alles: Pflegekräfte wie Doreen sind auch für die Eltern und für die Geschwister da. „Sie haben den Alltag mit einem schwer erkrankten Kind zu bewerkstelligen und zu verkraften. Deshalb bieten wir Auszeiten, beraten, entlasten und begleiten.“ Dabei werde auch zusammen getrauert und geweint. „Da kommt es zu einer großen emotionalen Nähe. Das ist das Besondere und das Schöne daran.“
Doreen Schumann sagt, dass sie viel gibt, aber auch viel zurückbekommt. „Ich liebe diese Arbeit.“ Herz und Mitgefühl müsse man mitbringen und gleichzeitig eine innere Haltung entwickelt haben, „was Krankheit bedeutet, was Sterben und der Tod bedeuten - auch für einen selbst.“
Trauer gehört dazu
Die meisten Kinder im Hospiz können krankheitsbedingt nicht mehr sprechen und nur nonverbal kommunizieren. Wie sie sich selbst innerlich mit dem Sterben auseinandersetzen, ist für Außenstehende darum schwer feststellbar. Aber wenn Fragen nach dem Sterben und Tod auftauchen, etwa von Geschwisterkindern, dann gehen Doreen und ihre Kolleginnen nach eigenen Angaben sehr offen damit um; erzählen nicht etwa, dass ein Verstorbener in den Himmel kommt, sondern antworten mit Gegenfragen. „Wenn die Kinder so etwas fragen, haben sie sich eigentlich schon eine Antwort überlegt und wollen sich rückversichern“, betont Doreen Schumann.
Und wie geht die Kinderkrankenschwester selbst mit dem Tod eines Kindes um, wo sie doch mit ganzem Herzen dabei ist? Das Sprechen im Team helfe und auch die Möglichkeit, eine Supervision wahrzunehmen, sagt sie. Einmal sei ihr aber der Abschied von einem Kind, das sie sehr gern hatte und über fünf Jahre begleitet hatte, sehr nahe gegangen. „Das sind dann Wochen, wo man auch wirklich trauert.“
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit MEDWING.com, der führenden Jobplattform und Karriereberatung für Gesundheitsfachkräfte.