Wie die Deutschen das Corona-Krisenmanagement bewerten

Corona-Krise: Das Misstrauen in das Gesundheitssystem und die Regierung ist bei AFD-Anhängern am größten – Foto: ©Anton Gvozdikov - stock.adobe.com
Eine Studie der Uni Konstanz zeigt: Die deutsche Bevölkerung schätzt die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystem als hoch ein. 67,6 Prozent der rund 3.200 Befragten geben an, dass sie ein „sehr hohes“ oder „hohes“ Vertrauen in das Gesundheitssystem haben, im Fall einer eigenen Erkrankung am Coronavirus die notwendige Versorgung zu bekommen.
Der Politik und insbesondere der Informationspolitik der Bundesregierung wird dagegen ein deutlich schlechteres Zeugnis ausgestellt. Im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung sind lediglich 48,2 Prozent der Meinung, dass die Bundesregierung „ziemlich“ oder „sehr wahrheitsgetreu“ informiert habe. Die Krisenreaktion als solche bewerten die Befragten im Durchschnitt nur als moderat gelungen (6,0 auf einer Skala von 0 bis 10). Nur eine Minderheit von 36,2 Prozent meint, das deutsche Gesundheitssystem sei auf eine Krise vorbereitet gewesen.
AFD-Anhänger haben wenig Vertrauen ins System
In der Studie wurde auch nach der politischen Einstellung und dem sozio-ökonomischen Hintergrund gefragt. Danach sind vor allem AFD-Anhänger äußerst skeptisch gegenüber dem „System“. Während die Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen zu über 80 Prozent dem Gesundheitssystem vertrauen, tun dies nur 44 Prozent bei der AfD. Außerdem scheinen generell Besserverdienende und ältere Menschen ein besonders hohes Vertrauen in das Gesundheitssystem zu haben.
Die Anhängerschaft der AfD ist auch in Hinblick auf die Informationspolitik besonders misstrauisch: Nur 11,9 Prozent von ihnen glaubt an ziemlich oder sehr wahrheitsgetreue Informationen. Im Gegensatz dazu bringen diejenigen, die Bündnis 90/Die Grünen (69,4 Prozent) oder der CDU/CSU (66 Prozent) nahestehen, der Informationspolitik der Regierung viel Vertrauen entgegen. Auch glauben nur 18,8 Prozent der AfD-Anhängerschaft, die Politik sei auf die Krise vorbereitet gewesen. Bei CDU-Anhängern war dieser Wert mit 45 Prozent am höchsten.
Studie wirft Schlaglicht auf Polarisierung der Gesellschaft
Die Analyse der Befragung habe gezeigt, dass verschiedene Dimensionen des Vertrauens systematisch miteinander zusammenhängen, sagt Studienautor Prof. Marius R. Busemeyer: „Wer glaubt, bei einer Corona-Infektion nicht ausreichend versorgt zu werden und die Krisenvorbereitung als mangelhaft bewertet, der meint oft auch, dass die Bundesregierung die Bevölkerung nicht ausreichend, rechtzeitig oder wahrheitsgemäß informiert.“
Der Sozialpolitikforscher schlussfolgert daraus: „In der nächsten Phase der Krisenbewältigung wird es mehr um wirtschaftliche und soziale Folgen gehen als um rein gesundheitliche Gefahren. Wenn diese sozialen Folgen von der Politik mehr in den Blick genommen werden, besteht eine Chance, dass die in unserer Studie festgestellte Polarisierung nicht noch weiter zunimmt.“
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