Tagebuch unterstützt Entwicklung von Frühchen

Für Eltern von Frühgeborenen: Das Tagebuch „Wenn das Leben früh beginnt“ gibt es bald als App
Jedes zehnte in Deutschland geborene Kind kommt zu früh zu Welt. Zu früh heißt, es wird vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Wenn die Schwangerschaften bereits vor der 32. Woche endet, sprechen Mediziner von extrem zu früh Geborenen. Diese Kinder wiegen unter 1500 Gramm und benötigen eine besondere medizinische Versorgung. Und sie benötigen die volle Unterstützung ihrer Eltern. Das betonen Ärzte vom Universitätsklinikum Dresden. Dort wird seit 2010 ein spezielles Tagebuch für Eltern eingesetzt. Darin erfassen die Eltern das Gewicht und die Entwicklung ihrer Babys, sie halten fest, wie sie selbst sich in den ersten Wochen nach der Geburt fühlen und wie sie die Mediziner und Pfleger unterstützt haben.
Kinder entwickeln sich besser
Das Tagebuchführen hat offenbar einen positiven Effekt auf die Kinder. „Langfristig haben wir bei zu früh geborenen Kindern, deren Eltern das Tagebuch geführt haben, eine bessere neurologische Entwicklung festgestellt“, sagt Prof. Mario Rüdiger, Leiter der Neonatologie an der Uniklinik Dresden.
Die Erfahrungen belegen: Kinder von Eltern, die das Tagebuch geführt haben, sind seltener krank und entwickeln sich besser: „Je kompetenter die Eltern, desto besser gehen sie mit den Frühchen um und desto weniger sind diese später krank“, sagt Prof. Rüdiger. Davon profitieren auch die Krankenkassen: Wenn betroffene Eltern an der psychosozialen Betreuung am Uniklinikum Dresden teilgenommen haben, entstehen später weniger Kosten für die Behandlung von Folgeerkrankungen. Das Tagebuch mit dem Titel „Wenn das Leben früh beginnt“ soll nun als App Eltern von Frühchen in ganz Deutschland zur Verfügung stehen.
Signale von Frühchen besser erkennen
Die Dresdner Neonatalogie setzt neben dem Tagebuch noch ein weiteres Instrument für Eltern von Frühchen ein: das Trainingsprogramm „Frühe Signale“. Weil sich bei Frühgeborenen Stress, Hunger oder Angst oftmals schwieriger erkennen lässt, als bei normal Geborenen, unterstützt das Programm die Eltern dabei, die Signale und ihre Bedeutung zu erkennen. „Frühchen sind nicht krank“, meint Rüdiger. „ Wir müssen vermeiden, dass sie krank werden.“ Frühe Signale“ hilft dabei, den Krankheiten wie chronische Lungenentzündungen vorzubeugen. Noch gibt es das Lehrprogramm nur in Dresden, aber bald soll es eine webbasierte Version davon geben, so dass alle Eltern von Frühgeborenen davon profitierten können.
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