So viele Babys lagen mit RSV-Infektion in der Klinik - Impfstoff kommt

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Hochgerechnet wurden im Winter 2022 rund 17.000 Neugeborene mit einer RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt. Der Anteil auf den Intensivstationen stieg um 350 Prozent. Das ergab eine DAK-Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports. Die Zahl der 0-1-jährigen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus lag im 4. Quartal 2022 fünfmal höher als im gleichen Zeitraum 2018.
Für die Analyse untersuchten Forscher von Vandage und der Universität Bielefeld Daten von rund 786.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Erklärt werden die hohen Zahlen mit Nachholeffekten in Folge der Corona-Schutzmaßnahmen. In der Hochzeit der Pandemie wurden nahezu keine Kinder mit RSV-Infektionen im Krankenhaus behandelt.
In den Kliniken war für viele Kinder kein Platz
Viele Neugeborene und Säuglinge konnten trotz erheblicher Krankheitslast nicht stationär aufgenommen werden, weil kein Platz in den Kliniken war, mahnte Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.
DAK-Chef Andreas Storm sieht hier Handlungsbedarf der Politik. "Wir müssen im Klinikbereich und im ambulanten Sektor in Zukunft besser auf Infektionswellen vorbereitet sein. Sofort-Maßnahmen der Politik, wie zusätzliche Mittel für Kinderkliniken oder die Behandlungen von Atemwegserkrankungen durch niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte, gehen in die richtige Richtung."
RSV kann bei Säuglingen zu Lungenentzündung führen
Das RS-Virus ist an sich ein harmloses Erkältungsvirus, nahezu alle Menschen kommen im Lauf des Lebens damit in Kontakt, es ist aber auch der häufigste Grund für Lungenentzündungen bei Kindern, die eine Beatmung notwendig machen und tödlich verlaufen können. Zu den Risikogruppen zählen Senioren mit Vorerkrankungen sowie sehr junge Säuglinge, Frühgeborene und Babys mit angeborenen Herzfehlern, Immunschwäche oder gestörter Lungenentwicklung.
Im Herbst könnte ein erster Impfstoff kommen
Das erläutert Prof. Tino F. Schwarz, Chefarzt am Institut für Labormedizin und Impfzentrum am Klinikum Würzburg Mitte. In der EU sind zwei monoklonale Antikörper für gefährdete Säuglinge zugelassen, die 4 Wochen oder 5 Monate gegen RSV schützen. An Impfstoffen wird noch gearbeitet. Eine Impfung für Schwangere könnte den Nestschutz des Neugeborenen verstärken. Bereits im Herbst dürfte ein RSV-Impfstoff für Senioren zur Verfügung stehen, so Schwarz im Vorfeld des 24. Forums Reisen und Gesundheit in Berlin, das das Centrum für Reisemedizin (CRM) veranstaltet.