Dass Bakterien in der Lunge vorkommen, ist vollkommen normal. Bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist das nicht anders, unabhängig davon, ob sich das Lungengewebe bereits strukturell verändert hat oder nicht. Je nach Subtyp kann sich die Zusammensetzung der Bakterien, das sogenannte Mikrobion, jedoch stark verändern, und zwar unabhängig von der Schwere der Erkrankung. Das berichten jetzt Forscher vom Helmholtz Zentrum München im Fachmagazin ‚PLOS ONE‘.
Mikrobiom verändert sich je nach Subtyp
In ihrer Studie gingen die Wissenschaftler um PD Dr. Wolfgang zu Castell und Prof. Dr. Michael Schloter der Frage nach, ob sich das Mikrobiom der Lunge in Abhängigkeit der COPD-Subtypen verändert. Dafür untersuchten sie 9 gesunde Probanden und 16 COPD-Patienten mittels einer quantitativen Computertomographie (qCT). Zum anderen nutzten sie Abstriche der Lungen, um die Zusammensetzung des Lungenmikrobioms zu bestimmen.
„Dabei konnten wir zeigen, dass die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft in der Lunge von COPD-Patienten ohne Veränderungen der Lungenstruktur der von Gesunden sehr ähnlich ist“, erklärt die Erstautorin der Studie Dr. Marion Engel. „Dahingegen unterscheidet sich das Lungenmikrobiom von Erkrankten mit strukturellen Veränderungen der Lunge signifikant von denen der beiden anderen Gruppen, und das unabhängig von der Schwere der Erkrankung.“
Streptokokken können COPD verschlimmern
Den Wissenschaftlern zufolge treten in strukturell veränderten Lungen besonders oft Streptokokken auf. Ein Teil dieser pathogenen Keime soll auch für plötzliche Krankheitsschübe, die sogenannten Exazerbationen verantwortlich sein. Ganz anders bei Gesunden: In deren Lungen fanden sich vermehrt Bakterien der Gattung Prevotella, denen auch eine Reihe von günstigen, probiotischen Eigenschaften zugeschrieben werden.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei bestimmten Subtypen einer COPD Veränderungen der Bakteriengemeinschaften in der Lunge auftreten, die die Ansiedlung potentiell krankheitserregender Bakterien begünstigen können“, fassen die Autoren zusammen. Ärzte sollten darum immer auch das Mikrobiom bzw. den Subtypen im Blick haben, etwa um den Einsatz von Antibiotika oder Glukokortikoiden abzuwägen.
COPD wird umgangssprachlich auch Raucherhusten genannt. Tatsächlich sind 80 Prozent der Betroffenen aktive oder ehemalige Raucher. Die Erkrankung befindet sich weltweit auf dem Vormarsch und könnte nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2030 die dritthäufigste Todesursache sein.
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