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COPD: Antidepressivum Mirtazapin könnte gegen Atemnot helfen

Montag, 22. April 2019 – Autor:
Patienten mit COPD leiden oft unter schwerer Atemnot. Sie ringen um jeden Atemzug und haben Angst um ihr Leben. Am Klinikum der Universität München (LMU) wird der Einsatz des Antidepressivums Mirtazapin gegen Atemnot getestet.
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COPD-Patienten mit Atemnot könnte ein Antidepressivum helfen – Foto: ©RFBSIP - stock.adobe.com

Patienten mit COPD leiden oft unter schwerer Atemnot. Sie fühlen sich schwach, kraftlos, ringen um jeden Atemzug – und haben Angst um ihr Leben. Das neue EU-Projekt BETTER-B (BETter TrEatments for Refractory and chronic Breathlessness) will die Behandlung der Patienten verbessern.

Am Programm beteiligt ist die Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin des LMU, an der die erste Atemnotambulanz in Deutschland eröffnet wurde. Zusammen mit der Klinik für Pneumologie unter Leitung von Prof. Jürgen Behr rekrutiert die Ambulanz derzeit Patienten, um das Medikament Mirtazapin zu testen.

COPD: Antidepressivum Mirtazapin könnte gegen Atemnot helfen

Die Arznei wird bislang in der Therapie von Depressionskranken eingesetzt. "Nach ersten Erkenntnissen hat sie auch einen positiven Effekt auf schwere Atemnot, auch wenn Patienten nicht depressiv sind", erklärt Prof. Claudia Bausewein, Leiterin der Palliativmedizin. Das Antidepressivum Mirtazapin könnte also gegen Atemnot bei COPD helfen. Neue medikamentöse Alternativen für die Therapie sind laut Bausewein wichtig, weil bislang nur Opioide die Symptome der Atemnot nachweislich lindern. 

An BETTER-B beteiligen sich mehrere europäischen Kliniken, in denen Patienten mit schwerer Atemnot behandelt werden. Um sich ein Bild der aktuellen Behandlungspraxis zu machen, befragen die Experten Ärzte über ihr übliches Vorgehen und wie sie bestehende Richtlinien nutzen.

Benzodiazepine helfen Atemnot-Patienten nicht

Systematische Analysen aller bisher vorliegenden Daten haben zum Beispiel ergeben: Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine helfen Atemnot-Patienten nicht, "werden aber immer noch zu häufig verordnet", so Bausewein. Auch für viele weitere Therapiemaßnahmen - von Atemübungen bis Yoga - fehlt der wissenschaftliche Nachweis der Wirkung.

Im Rahmen von Better-B werden außerdem die Auswirkungen der Atemnot auf das Leben der Menschen und die verschiedenen Arten der erlebten Atemnot untersucht. Am Ende des auf vier Jahre ausgelegten Programms soll eine neue europäische Stellungnahme für Spezialisten der Lungen- und Palliativmedizin zum Thema Atemnot-Management entstehen, so Bausewein.

Zahl der Menschen mit COPD nimmt zu

Vor allem die Zahl der Menschen mit COPD hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Ein Ende dieser Entwicklung ist bislang nicht absehbar. "80 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher oder haben früher im Leben geraucht", sagt Prof. Claus F. Vogelmeier, Direktor an der Klinik für Innere Medizin des Universitätsklinikums Marburg. Aber auch andere Luftschadstoffe wie Feinstaub oder eine berufliche Belastung mit Kohle- oder Getreidestaub kommen als Auslöser einer COPD infrage.

Auf dem 125. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im Mai in Wiesbaden wird Vogelmeier erste Ergebnisse der Cosyconet-Studie vorstellen, die Begleiterkrankungen bei COPD untersucht hat. Danach verändert die Lungenerkrankung die Herzfunktion.

Foto: RFBSIP/fotolia.com

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