Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Minimal invasive Operationen schneiden besser ab

Sonntag, 1. Juli 2018 – Autor:
Ob der Blinddarm raus muss oder die Gallenblase – viele Operationen werden heute minimal invasiv durchgeführt. Studien und Leitlinien belegen die Vorteile der Schlüssellochchirurgie im Bauchraum.
Minimal invasiv, Blinddarm

Patienten erholen sich schneller nach einem laparoskopischen Eingriff

Offen oder minimal invasiv – diese Frage stellt sich bei vielen Eingriffen im Bauchraum kaum noch. Bei Gallenblasenentfernungen ist die Schlüssellochchirurgie heute internationaler Standard. In Deutschland werden 92 bis 98 Prozent der Gallenblasen laparoskopisch entfernt. Dabei führt der Arzt über drei oder vier kleine Hautschnitte Spezialinstrumente in die Bauchhöhle ein und es verbleiben kaum erkennbare winzige Narben. „Die Leitlinien empfehlen die minimalinvasive Operationstechnik seit Mitte der 1990er Jahre als bevorzugte Operationsvariante, weil sich die Patienten schneller erholen und früher entlassen werden können“, berichtet Professor Dr. med. Matthias Anthuber, ab Juli 2018 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) in einem aktuellen Beitrag in der „Chirurgischen Allgemeinen“.

Kleinere Narben und schneller wieder fit

Danach haben laparoskopische Eingriffe viele Vorteile gegenüber den offenen Operationen, und zwar nicht nur kosmetische in Form von kleineren Narben: Patienten haben weniger Wundinfektionen und geringere Schmerzen, können schneller das Krankenhaus verlassen und in den Alltag zurückkehren. Für Blinddarm-Operationen wurde das im vergangenen Jahr durch eine Meta-Analyse von 32 Studien mit 3.642 Patienten bestätigt: Die laparoskopische Appendektomie schnitt in allen Bereichen besser ab. Überdies ist die Empfehlung, minimal invasiv zu operieren auch in den Leitlinien, verankert

Die DGCH schätzt, dass etwa 55 bis 70 Prozent aller Blinddarmoperationen in Deutschland laparoskopisch erfolgen. „Erfahrene Chirurgen setzen die Methode mittlerweile selbst bei komplizierten Fällen, etwa einem durchgebrochenen Blinddarm, ein“, berichtet Professor Hans-Joachim Meyer, Generalsekretär der DGCH. Auch dafür gebe es eine Empfehlung in den Leitlinien der internationalen Fachgesellschaften. Es müsse allerdings die entsprechende Ausstattung in der Klinik vorhanden sein. „Der Chirurg muss über ausreichend Erfahrung mit der Operationstechnik verfügen und die Lernkurve in strukturierten Trainingsprogrammen hinter sich gelassen haben“, sagt Meyer. Das gelte ausnahmslos für alle minimalinvasiven Eingriffe.

Darmkrebs wir immer öfter minimal invasiv entfernt

Zunehmend wird auch Darmkrebs minimal invasiv operiert. In Studien konnten Vorteile im frühen Verlauf nach der Operation nachgewiesen werden. In Bezug auf Tumorrückfall oder eine erhöhte tumorbedingte Sterblichkeit schnitt die minimal invasive Operationstechnik nicht schlechter ab als die offene OP. Doch der Erfolg hängt wohl noch sehr viel stärker von der technischen Expertise und Erfahrung des Chirurgen ab als etwa bei einer Blinddarm-OP. „Es darf nicht ein minimales Abweichen von chirurgischen Standards geben, wie sie in der offenen OP-Technik für die Entfernung des Primärtumors und der begleitenden Lymphknoten erarbeitet wurden “, so die DGCH-Experten.

Der Bericht „Bringt die laparoskopische Chirurgie den Patienten Vorteile? Was sagen die Leitlinien?“ ist in der Chirurgischen Allgemeine erschienen (2018) 19:237-239.

Foto: © s4svisuals - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Chirurgie , Blinddarm , Darmkrebs

Weitere Nachrichten zum Thema Minimal invasive Operatonen

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin