Innere Unruhe: Woher sie kommt – und was man gegen sie tun kann

Innere Unruhe kann ein Zeichen für Stress und Überlastung sein – aber auch Indiz für bestimmte Grunderkrankungen oder für Veränderungen im Organismus wie Schilddrüsenüberfunktion, psychische Erkrankungen oder die Hormonumstellung in den Wechseljahren. – Foto: metamorworks
Frisch verliebt sein, ein Kind erwarten, gleich ein Bewerbungsgespräch haben oder eine Rede halten müssen: Es gibt außergewöhnliche Momente, in denen Herzklopfen und „Hummeln im Hintern“ ruhig sein dürfen, weil dies gesund und inspirierend ist. So schnell wie die Aufregung einen überfallen hat – so schnell ist sie für gewöhnlich auch wieder vorbei. Zu Lasten von Gesundheit und Lebensqualität allerdings kann es gehen, wenn die Unruhe einfach nicht mehr aufhören will – wenn man sie als permanentes Getriebensein erlebt.
Wenn Ruhepausen nicht mehr erholsam sind
Wissenschaftler erklären diesen Zustand mit Stress und Leistungsdruck in Berufs- und Privatleben – und immer stärker auch mit der permanenten Reizüberflutung durch elektronische Geräte und Medien. Als begünstigende Faktoren gelten aber auch Bewegungsmangel oder ein übermäßiger Konsum von Alkohol, Kaffee und Nikotin. Die Folgen unseres Turbo-Lebensstils können sich körperlich wie seelisch äußern. Typisch sind Konzentrations- und Schlafstörungen, Ängste, Schwitzen, Verspannungen und Zähneknirschen. Und die Unfähigkeit, selbst Ruhepausen nicht mehr als erholsam zu erleben. Im „ICD-10-Katalog“ der Weltgesundheitsorganisation, dem internationalen Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, sind „Nervosität“ beziehungsweise „Ruhelosigkeit und Erregung“ als eigene Krankheitsbilder anerkannt.
Wer zur Ruhe kommen will – muss aktiv werden
„Innere Unruhe bedeutet vor allem eines: Ständige Anspannung und Rastlosigkeit“, heißt es in einem Fachportal für Betroffene. „Sieht man sich die Liste der Auslöser von innerer Unruhe an, wird klar: Wer zur Ruhe kommen will, muss selbst aktiv werden. Insbesondere Stressbewältigung und Bewegung sowie entspannende Rituale spielen hier eine wichtige Rolle. Auch die Kraft der Naturheilkunde kann bei innerer Unruhe gezielt genutzt werden.“
Handy aus, Computer aus, Fernseher aus
Zu den Aktivitäten, die helfen, gehört es, sich erst mal aus der Schusslinie zu nehmen. Das kann in den eigenen vier Wänden beginnen und bedeuten: Das Mobiltelefon für ein paar Stunden abzuschalten und sich den Luxus zu gönnen, unerreichbar zu sein. Den Fernseher oder PC gar nicht erst anzuschalten. Eine so heilsame wie unkomplizierte Auszeit kann auch ein Entspannungsbad in der eigenen Badewanne sein, mit ein paar Tropfen ätherischem Öl im Badewasser – Melisse zum Beispiel.
Die besten Methoden für Stressabbau und Entspannung
Eine zweite Form für den Urlaub von sich selbst kann ein Abtauchen ins Grüne sein. Die Natur hat auf das Wohlbefinden des Menschen einen positiven Einfluss, der Herzschlag verlangsamt sich, Stress wird abgebaut. Vögel zwitschern hören oder das Rauschen der Blätter im Wind statt Klingel- und Jingle-Töne mobiler Endgeräte. Oder am besten: Stille hören – bei einer Meditation im Wald. Zum aktiven Stressabbau in der Natur wird auch sportliche Betätigung empfohlen: Spaziergänge, Wanderungen, Radtouren. Zu den körperbetonten, soften Methoden, um zu körperlicher und seelischer Balance zurückzufinden, zählen auch Autogenes Training, Yoga oder die Progressive Muskelrelaxation (PMR). Außerdem: Entspannungsmassagen und Saunabesuche. Hypnose-Therapie schließlich gilt als eine Möglichkeit, sich in eine angenehme Tief-Trance versetzen zu lassen, um sich von Angst machenden Situationen oder Phantasien bewusst zu verabschieden.
Natürliche Beruhigungsmittel: Baldrian, Hopfen, Lavendel
Als Klassiker unter den natürlichen Präparaten gegen innere Unruhe gilt der „Echte Baldrian“. Der darin enthaltenen Substanz Linarin (ein sekundärer Pflanzenstoff) wird eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Arznei-Baldrian aus der Wurzel der Pflanze kommt vor allem als Trockenextrakt in Tablettenform und flüssig als Tinktur zum Einsatz. In vielen Fertigarzneimitteln wird Baldrian mit anderen Heilpflanzen kombiniert, für die ebenfalls eine beruhigende Wirkung vermutet wird: mit Hopfen, Melisse, Passionsblume, Frauenmantel oder Wacholderbeere. Die Heilwirkungen konnten bisher keiner Einzelsubstanz zugeordnet werden, so dass hier das Zusammenspiel mehrerer Wirkstoffgruppen angenommen wird. Auch Lavendelöl gehört zu den beruhigenden Heilpflanzen – vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde wurde der Lavendel zur „Arzneipflanze 2020“ gekürt. Präparate mit Lavendelöl wirken allerdings nicht sofort, sondern müssen über mehrere Tage eingenommen werden, bis sich ihre Wirkung entfaltet.
Dauernervosität: Mögliches Indiz für Krankheiten
Manche Menschen leiden an Dauernervosität auch ohne erkennbare äußere Ursachen. Dann ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, denn innere Unruhe kann auch ein Indiz für bestimmte Grunderkrankungen oder für Veränderungen im Organismus sein: für eine Schilddrüsenüberfunktion mit verstärkter Produktion von Hormonen, die den Stoffwechsel ankurbeln; für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS); oder schließlich, bei Frauen, für die Hormonumstellung in den Wechseljahren.