Heiligabend in der Geriatrie: Beim Ave Maria fließen die Tränen
Weihnachten ist ein besonderes Fest. In Krankenhäusern läuft der Betrieb dennoch weiter. Einer, der traditionell an Heiligabend im Spätdienst arbeitet, ist Tom Paßkönig. Der Pfleger arbeitet auf der Gerontopsychiatrie im Vivantes Klinikum Am Urban. Dass er sich am 24. Dezember freiwillig als Weihnachtsmann verkleidet, um mit seinen Patienten Weihnachten zu feiern, erklärt er so: „Ich finde, Weihnachten ist ein Fest für Kinder – oder für ältere Menschen wie hier in der Gerontopsychiatrie“. Für Kinder stünden der Weihnachtsmann und die Geschenke im Vordergrund, "für die Älteren ist es die Besinnlichkeit. Da lasse ich mich gern anstecken.“
Wenn aus dem Pfleger der Weihnachtsmann wird
Für weihnachtliche Stimmung auf der Station, wo überwiegend Patienten mit Demenz behandelt werden, sorgen Weihnachtslieder, Stollen, Plätzchen, festlicher Schmuck sowie ein Weihnachtsbaum. Und eben sein Weihnachtsmannkostüm. Einige Kolleginnen kommen auch mal als Weihnachtsengel mit Heiligenschein verkleidet. Im Tagesraum versammeln sich dann alle - die Patienten, der Weihnachtsmann und die Weihnachtsengel, hören gemeinsam Musik und essen Kartoffelsalat mit Würstchen. Dazu gibt es alkoholfreien Punsch. Oft kommen auch Angehörige dazu.
„Weihnachten ist ein emotionales Fest“, sagt Paßkönig. „Mit unseren Demenzpatienten können wir ja auch fast ausschließlich über die Gefühlsebene kommunizieren.“ Auch wenn die Patienten viel vergessen, die Weihnachtsfeste aus der Vergangenheit stecken tief in den Menschen drin und die alten Lieder kennen sie alle, weiß der Pfleger. „Wenn wir das Ave Maria hören, fließen auch mal Tränen.“
An Heiligabend ist es immer friedlich
Nicht immer geht es auf der Station so friedlich zu wie am 24. Dezember. Gerontopsychiatrische Patienten legen oft ein herausforderndes Verhalten an den Tag, manche werden aggressiv. Doch wenn Tom Paßkönig ruft „Es ist Weihnacht, Hallelujah!“, reagieren die Patienten emotional: „Ist das nicht schön? Es ist Weihnachten!“
Tom Paßkönig genießt den Zuspruch der Patienten. Seine Eltern und Geschwister hatten sich schon beschwert, dass er nicht mehr Heiligabend mit ihnen feiert. Darum hat er sie einfach eingeladen zur Kaffeerunde auf seine Station. Und die Familie hat mitgefeiert.