
Eine Demenzerkrankung lässt sich heute schon in einem sehr frühen Stadium feststellen – Foto: ©Robert Kneschke - stock.adobe.com
Mit Hilfe bestimmter Biomarker lässt sich die Entwicklung einer Demenz heute schon in sehr frühen Stadien erkennen. Das ist auch deshalb wichtig, da bei einer frühen Diagnose verschiedene Methoden eingesetzt werden können, um der Entstehung einer manifesten Demenz entgegenzuwirken. Allerdings geschieht dies noch zu selten, wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie und die Hirnliga in einer gemeinsamen Pressemitteilung betonen. Die überwiegende Anzahl demenzerkrankter Menschen wird demnach überhaupt nicht fachgerecht diagnostiziert.
Demenz frühzeitig diagnostizieren
Eine frühe Diagnose bei Demenz ist auch deshalb wichtig, weil viele Symptome, die auf eine Demenzerkrankung hinweisen, ganz andere Ursachen haben können. Das betont Prof. Michael Rapp, Präsident der Deutschen Alterspsychiater. „Vergesslichkeit, sogenannte kognitive Störungen, bedeuten nicht immer eine Demenzerkrankung“, so Rapp. „So hat jeder siebte mit Gedächtnisstörungen eine andere körperliche Erkrankung, die die Merkfähigkeit stört, wie z.B. eine nicht richtig behandelte Schilddrüsenerkrankung. Diesen Menschen kann oft innerhalb kurzer Zeit geholfen werden und damit der Pflegekasse viel Geld gespart werden.“
Wird doch eine Demenz diagnostiziert, stehen neben der medikamentösen Behandlung eine Reihe von leitliniengerechten nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten wie Gedächtnistraining, körperliche Aktivität und Ergotherapie zur Verfügung. „Solche Maßnahmen der ambulanten neuropsychologischen, ergo- und sporttherapeutischen Behandlung können die Zeit bis zur Pflegebedürftigkeit um viele Monate verzögern und müssen dringend in ambulanter Behandlung und Rehabilitation angeboten werden“, erklärt Rapp.
Forschung weiter ausbauen
Um die Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern, ist vor allem viel Forschung nötig. Doch die klinische Therapieforschung direkt am Patienten ist sehr aufwändig: Die Erkrankung verläuft über viele Jahre, und die meisten Patienten sind schon älter und auch noch anderweitig behandlungsbedürftig. Manchen Patienten, die an Therapiestudien teilnehmen möchten, fehlt eine enge Bezugsperson, die sie während einer 18-monatigen Studiendauer – so lange laufen diese Untersuchungen in der Regel – begleiten können. Experten fordern daher, die klinische Forschung personell und finanziell stärker auszubauen.
In Deutschland leben heute rund 1,7 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung nimmt die Zahl der Erkrankten weiter zu und wird bis zum Jahr 2050 Schätzungen zufolge auf drei Millionen steigen. Für die sozialen und medizinischen Systeme bedeutet dies eine besondere Herausforderung, wie Prof. Isabella Heuser, Vorsitzende der Hirnliga e.V., betont. „Vor diesem Hintergrund gilt es dringend, die Forschung zur Vorbeugung und Behandlung zu verstärken, denn es gibt bis heute noch kein Medikament zur Heilung der Alzheimerkrankheit und es sieht auch nicht so aus, als ob wir zeitnah damit rechnen können.“
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