Forschungsprojekt untersucht Ursachen von Neurodermitis und Schuppenflechte

Menschen mit Neurodermitis und Schuppenflechte präziser behandeln: Forschungsprojekt sucht nach molekularen Markern
Weltweit leiden mehr als 300 Millionen Menschen an Neurodermitis oder Schuppenflechte. Genau wie Krebs nicht gleich Krebs ist, unterscheiden sich auch die beiden entzündlichen Krankheitsbilder von Patient zu Patient. Auch wenn man schon einiges über die Ursachen weiß, gibt es noch große Wissenslücken, wie Neurodermitis oder Schuppenflechte genau entstehen. Entsprechend wenig zielgenau sind die momentan zur Verfügung stehenden Therapien.
Diese Wissenslücke soll nun durch das europäische Projekt BIOMAP (Biomarkers in Atopic Dermatitis and Psoriasis) geschlossen werden. Dazu werden in den kommenden fünf Jahren Daten von über 50.000 Patienten analysiert werden. Das Projekt wird vom Kieler Dermatologen Professor Weidinger koordiniert. Die europäische „Innovative Medicine Initiative“ (IMI) sowie die teilnehmenden Pharmaunternehmen stellen für das fünfjährige Projekt insgesamt 20,8 Millionen Euro zur Verfügung.
Neues Modell zur Klassifikation von Neurodermitis und Schuppenflechte
Ziel von BIOMAP ist es, ein neues Modell zur Klassifikation von Neurodermitis und Schuppenflechte zu entwickeln, um künftig jeden Patienten optimal und individualisiert behandeln zu können.
„Ich hoffe, dass im Zuge des Projekts Neurodermitis und Schuppenflechte als eine Reihe von verschiedenen Erkrankungsuntertypen anerkannt werden, jede mit einer eigenen charakteristischen molekularen Signatur und nicht als bloß zwei Krankheiten“, sagt der Koordinator von BIOMAP Professor Stephan Weidinger, Leiter der Arbeitsgruppe molekulare Entzündungsdermatologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Molekulare Signaturen werden erforscht
Die BIOMAP-Forscher gehen davon aus, dass sich die verschiedenen Ausprägungen der Krankheiten - etwa in Bezug auf Ausbruch, Schweregrad, Fortschreiten und Ansprechen auf Behandlungen – auch durch Unterschiede auf molekularer Ebene widerspiegeln. Daher wollen sie Patientenuntergruppen identifizieren, die sich hinsichtlich der Krankheitsmechanismen, der Ausprägung der Krankheit und dem Ansprechen auf Therapien ähneln. Mit Hilfe von Markern in Blut und Haut sollen solche Patientengruppen identifizierbar werden, um die optimale Therapie auswählen und neue Therapieansätze entwickeln zu können.
Patientenorganisationen sind in das Großprojekt eingebunden
Neben Ärzten und Grundlagenforschern sind auch Patientenorganisationen an dem Großprojekt beteiligt. So sollen nämlich Meinungen, Nöte und Wünsche von Menschen mit Schuppenflechte oder Neurodermitis in das Projekt einfließen. „Die Einbindung der Betroffenen und ihrer Interessenvertretung setzt die Bedürfnisse von Erkrankten von Anfang an in das Zentrum des Projekts“, erläutert Helen McAteer, Mitglied der BIOMAP Patientenberatungsgruppe und Vertreterin einer Patientenselbsthilfeorganisation. „Durch den Austausch von Wissen und Daten über entzündliche Hauterkrankungen ermöglicht BIOMAP eine Zusammenarbeit, wie es sie vorher noch nie gab.“
An der öffentlich-privaten Partnerschaft sind neben 26 Partnerinstitutionen aus dem akademischen Bereich auch fünf forschende Unternehmen der pharmazeutischen Industrie und fünf Patientenorganisationen beteiligt. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) zählen die Medizinische Fakultät, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, und der Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) dazu. PMI wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra).
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