Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neuer Wirkstoff gegen Neurodermitis erfolgreich an Patienten getestet

Montag, 14. Januar 2019 – Autor:
Ein neuer Wirkstoff gegen Neurodermitis wurde erfolgreich an Patienten getestet. Die Tablette verbesserte die Haut nach acht Wochen deutlich, meldet die Medizinische Hochschule Hannover. Es handelt sich um einen Histamin-4-Rezeptor-Blocker.
Juckreiz, Kratzen, Neurodermitis

Quälender Juckreiz ist ein Kennzeichen der Neurodermitis – Foto: ©Gina Sanders - stock.adobe.com

Menschen mit Neurodermitis leiden unter trockener, schuppiger und geröteter Haut, die quälend juckt. Sind die betroffenen Hautpartien gut sichtbar, kommt gesellschaftliche Stigmatisierung hinzu. Schwere Formen zu behandeln war bislang kaum möglich.

Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) arbeiten seit einigen Jahren an einem neuen Behandlungsansatz, der nun erstmals am Menschen erprobt wurde. Mit Erfolg: Der neue Wirkstoff, der als Tablette eingenommen werden kann, verbesserte die Haut der Patienten deutlich.

Rötungen, Bläschen und Kratzspuren deutlich reduziert

Bereits nach acht Wochen reduzierte sich der Anteil an kranker Haut mit Rötungen, Bläschen und Kratzspuren um die Hälfte. An der klinischen Studie nahmen 98 Patienten teil, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen Histamin-4-Rezeptor-Blocker. Er verhindert, dass der Botenstoff Histamin an bestimmten Zellen andockt, unterbricht so den Entzündungsprozess und lindert den Juckreiz. Der Rezeptor auf diesen Zellen wurde im Jahr 2000 entdeckt und seither kontinuierlich erforscht.

Neuer Wirkstoff gegen Neurodermitis mit Erfolg an Patienten getestet

"Labor- und In-vivo-Ergebnisse im Mausmodell, die wir seit 2005 kontinuierlich veröffentlichten, sprachen dafür, dass der Histamin-4-Rezeptor eine interessante Zielstruktur für die Behandlung der Neurodermitis ist", berichtet Professor Dr. Thomas Werfel von der MHH-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie. Der Mediziner konzipierte die klinische Studie zusammen mit einem der Entdecker des Histamin-4-Rezeptors und einem Unternehmen.

Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet, die auf die Gabe des Medikamentes zurückführbar waren. Der neue mit Erfolg getestete Wirkstoff gegen Neurodermitis soll nun in einer größeren internationalen Studie an rund 400 Patienten erprobt werden, um die optimale Dosierung herauszufinden.

Schwere Formen bislang mit Immunsuppressiva behandelt

Neurodermitis hat unterschiedliche Ursachen, dazu zählen hautreizende Stoffe, bestimmte Allergene sowie mikrobielle, hormonelle und psychische Einflüsse. "Wir gehen davon aus, dass der Histamin-4-Rezeptor-Blocker unabhängig von der Ursache der Neurodermitis wirkt und untersuchen derzeit, welche Patienten am stärksten von der neuen Therapie profitieren können", sagt Professor Werfel.

Grundsätzliche förderlich bei Neurodermitis sind Patientenschulungen. Zudem spielen äußerlich angewendetet Kortison-Verbindungen und Calcineurin-Inhibitoren eine zentrale Rolle. Schwere Formen der Neurodermitis wurden bisher mit dem Immunsuppressivum Cyclosporin behandelt, welches jedoch viele Nebenwirkungen hat.

Neurodermitis: Antikörper Dupilumab muss gespritzt werden

Seit einem Jahr steht der Antikörper Dupilumab zur gezielten Hemmung von Botenstoffen der allergischen Entzündung zur Verfügung. "Dupilumab stellt einen sehr großen Fortschritt in der Behandlung von schwer betroffenen Patienten dar, hilft aber nicht allen ausreichend gut. Zudem muss das Medikament gespritzt werden, was vor allem Kinder, die besonders häufig an Neurodermitis leiden, schwerer tolerieren", so Werfel.

Die Erkrankung betrifft rund elf Prozent aller Mädchen und Jungen im Vorschulalter sowie ein bis zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland, bei vielen ist die Erkrankung chronisch und verläuft schwer. Die aktuelle Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal für Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht.

Foto: Gina Danders/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Haut

Weitere Nachrichten zum Thema Neurodermitis

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin