Wie sich das Haut-Mikrobiom bei Neurodermitis verändert

Bei Neurodermitis-Patienten siedeln andere Bakterien auf der Haut – Foto: ©casi - stock.adobe.com
Patienten mit Neurodermitis haben im Vergleich zu gesunden Menschen ein deutlich verändertes Hautmikrobiom. Die Bakterien-Besiedelung auf der Haut ist weniger vielfältig. Dies betrifft nicht nur Stellen mit akuten oder chronischen Ekzemen, sondern auch nicht entzündete Hautareale. Das fand ein Team von Forschern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel heraus.
Die Haut des Menschen ist Lebensraum unzähliger Mikroorganismen, deren Gesamtheit als Mikrobiom bezeichnet wird. Dabei findet man an verschiedenen Körperstellen jeweils typische Bakterienstämme. Die bakterielle Zusammensetzung unterscheidet sich zum Teil erheblich, zum Beispiel zwischen Stirn und Fußsohle. Das ist durch die jeweilige Umgebung bedingt. Feuchtigkeit, pH-Wert, Temperatur und Lipidgehalt der Haut haben Einfluss auf das Besiedlungsmuster, ebenso genetische Faktoren und Umwelteinflüsse.
Barrierefunktion der Haut kann gestört sein
Das feine Zusammenspiel von Hautzellen, Immunzellen und den Mikroben sorgt dafür, dass die Haut ihre Barrierefunktion ausübt. Veränderungen im Mikrobiom können diese Funktion beeinflussen. "Unsere neuen Daten vertiefen das Verständnis der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Hautfunktion und bakterieller Besiedlung", erläutert Prof. Stephan Weidinger, stellvertretender Direktor der Universitäts-Hautklink Kiel und Leiter der Abteilung für entzündliche Hautkrankheiten.
Das Besiedlungsmuster der Haut ist bei Patienten mit Neurodermitis generell verändert. Das ist sowohl Ausdruck als auch Triggerfaktor der Entzündung und kann Ausgangspunkt für echte Infektionen sein. Zu diesen Besonderheiten zählen eine verminderte Vielfalt von Bakterien und eine unterschiedliche Zusammensetzung von Staphylokokken-Stämmen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Wie sich das Haut-Mikrobiom bei Neurodermitis verändert
Bislang war das Mikrobiom von Menschen mit Neurodermitis nur an den typischerweise betroffenen Körperstellen wie Kniekehlen und Armbeugen gut untersucht. Die aktuelle Studie zeigte, dass dort die für die Neurodermitis typischen Veränderungen des Haut-Mikrobioms am deutlichsten ausgeprägt sind, aber auch nicht betroffene Hautareale typische Veränderungen aufweisen
Studien-Autor Dr. Hansjörg Baurecht: "Wenn die Hautentzündung chronisch wird, sind die natürlichen Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms an unterschiedlichen Körperstellen aufgehoben, und es entsteht ein typisches weniger vielfältiges Muster der bakteriellen Besiedelung." Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht.
Extremer Juckreiz, wiederkehrende Ekzeme
Neurodermitis (atopisches Ekzem) ist eine der häufigsten chronischen, nicht ansteckenden entzündlichen Hauterkrankungen. Sie tritt meist schon in frühester Kindheit auf und verläuft in Schüben. Schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Kinder und 5 bis 10 Prozent der Erwachsenen sind betroffen. Kennzeichen sind extremer Juckreiz, immer wiederkehrende Ekzeme, und meist eine generelle Hauttrockenheit.
Die Ursachen der Neurodermitis liegen zum größten Teil in einer erblichen Veranlagung zu einer Überempfindlichkeit der Haut sowie Überreaktionen des Immunsystems. Bei der Neurodermitis ist die optimale Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit und Fetten gestört und die natürliche Barrierefunktion herabgesetzt Auf diese Weise können irritierende und allergieauslösende Stoffe aus der Umwelt leichter eindringen.
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