Bluthochdruck: Patienten nehmen Medikamente oft nicht richtig ein

Medikamente gegen Bluthochdruck werden oft nicht richtig eingenommen – Foto: Kurhan - Fotolia
In Deutschland leiden rund 20 bis 30 Millionen Menschen an Bluthochdruck. Auch Kinder sind zunehmend betroffen. „Inzwischen ist der Anteil an Hypertonie-Patienten, die blutdrucksenkend behandelt werden, auf rund 75 Prozent angestiegen, kontrolliert behandelt werden immerhin 50 Prozent“, sagt Prof. Bernhard Krämer, Vorsitzender der DHL.
Nach wie vor bedeutet dies aber auch, dass rund ein Viertel der Menschen mit Bluthochdruck gar nicht behandelt werden und die andere Hälfte nicht ausreichend. „Eine wichtige Ursache für eine nicht ausreichende Behandlung ist die Nonadhärenz, also das Nichteinhalten und Nichtumsetzen von Therapieempfehlungen“, sagt Prof. Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim.
Bluthochdruck-Patienten nehmen Medikamente oft nicht richtig ein
Eine Studie mit 149 neu diagnostizierten Bluthochdruck-Patienten konnte durch elektronische Tablettenboxen zeigen, dass 42 Prozent der Probanden nicht adhährent waren, also weniger als 80 Prozent ihrer verschriebenen Antihypertensiva einnahmen. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass Bluthochdruck keine Beschwerden oder Schmerzen verursacht. Folgeerkrankungen würden oft nicht ernst genug genommen. Dabei ist Bluthochdruck Risikofaktor Nr. 1 für Herzinfarkt und Schlaganfälle.
Eine Ursache könnte auch in einer ungenügenden Aufklärung des Patienten liegen. Durch die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten kann es anfänglich vorkommen, dass der Patient sich schlapp und müde fühlt. Es kann ihm beim Aufstehen schwindlig werden. Das liegt daran, dass der Körper womöglich seit Jahren an einen zu hohen Blutdruck gewöhnt war. Bis sich der Kreislauf auf die Blutdrucksenkung eingestellt hat, kann es eine Weile dauern.
Nebenwirkungen wie Hustenreiz oder Kopfschmerzen
Daher beginnt der Arzt unter Umständen mit einer geringeren Medikamentendosis und steigert diese, bis die gewünschte Blutdrucksenkung erreicht ist. Zur Behandlung stehen fünf verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Blutdrucksenkende Medikamente sind im Allgemeinen gut verträglich. Es können aber Nebenwirkungen wie Hustenreiz, Kopfschmerzen, Harndrang oder Müdigkeit auftreten. Bei Nebenwirkungen sollten die Medikamente nicht eigenständig abgesetzt oder die Dosis verringert werden. Der Arzt kann andere Wirkstoffkombinationen empfehlen. Es lohnt sich, ein Medikament etwas länger auszuprobieren.
Nocebo-Effekte stören Wohlbefinden
Nicht immer führt das verordnete Medikament zu Nebenwirkungen, sondern es ist die Erwartung an die medikamentöse Therapie, die das Wohlbefinden beziehungsweise die Heilung beeinflussen. Eine gute Arzt-Patienten Kommunikation beugt negativen Effekten (Nocebo) vor und nützt positive Effekte (Placebo) aus.
In einem Versuch verabreichten Ärzte den Patienten einen blutdrucksenkenden Betablocker. Der kann zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Von den nicht über die Nebenwirkungen informierten Patienten berichteten nur drei Prozent von entsprechenden Störungen. Von den Teilnehmern, die umfassend über alle möglichen Nebenwirkungen informiert wurde, klagten 31 Pozent über Potenzprobleme.
Dosis nicht eigenhändig reduzieren
Wenn der Blutdruck dank der Medikamente sinkt, meinen manche Patienten, sie könnten die Dosis reduzieren oder die Tabletten ganz absetzen. Das ist ein Trugschluss. Nach dem Absetzen der Medikamente steigt der Blutdruck wieder an. Möglicherweise sinkt der Blutdruck aber auch aufgrund von Lebensstiländerungen, Abnehmen, mehr Bewegung, gesunde Ermährung, Verzicht auf Rauchen, weniger Alkohol. Dann kann der Medikationsbedarf in Absprache mit dem Arzt angepasst werden.
Foto: kurhan/fotolia.com