Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Autismus stößt häufig auf soziale Ablehnung

Samstag, 31. März 2018 – Autor: anvo
Autismus ist ein Phänomen, das immer noch wenig verstanden ist und auf viele Vorurteile stößt. In welch unterschiedlichen Ausprägungen Autismus auftreten kann und was dies für die Betroffenen bedeutet, weiß kaum jemand. Der Welt-Autismus-Tag will daher zur Aufklärung beitragen.
Autismus, Welt-Autismus-Tag 2018

Schätzungen zufolge zeigt etwa ein Prozent aller Menschen autistische Züge – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com

Autismus gibt es in den verschiedensten Formen und Ausprägungen. Gemeinsam aber ist den meisten Autisten ein starres Festhalten an gewohnten Verhaltensweisen, Beeinträchtigungen im Sozialverhalten sowie motorische Auffälligkeiten. Besondere Stärken weisen Autisten hingegen häufig in den Bereichen Gedächtnis und Aufmerksamkeit auf. Oft nehmen sie Dinge war, die anderen gar nicht auffallen, und sind auf ganz bestimmten Gebieten besonders begabt. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung definiert, die zu einer unheilbaren Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns führt. Doch nicht alle Betroffenen oder deren Angehörigen unterstützen diese Definition.

Autismus als Entwicklungsphänomen

Bezweifelt wird die Definition von Autismus als „Störung“ zum Beispiel von Nick Walker, Autismusforscher und Professor für Psychologie am California Institute of Integral Studies. Walker, der selbst autistisch ist, erklärt in dem Buch „Die wirklichen Experten: Lektüren für Eltern autistischer Kinder“, das Spezifische an autistischen Gehirnen sei, dass sie durch einen besonders hohen Grad an synaptischer Konnektivität und Reaktionsvermögen gekennzeichnet sind. „Das führt dazu, dass die subjektive Erfahrung der autistischen Personen intensiver und chaotischer ist als die nicht-autistischer Personen: Sowohl auf sensorisch-motorischer als auch auf kognitiver Ebene neigt der autistische Verstand dazu, mehr Informationen aufzunehmen.“

„Das sensorische Erleben eines autistischen Kindes ist auf der Welt intensiver und chaotischer als das eines nicht-autistischen Kindes, und die beständige Aufgabe, diese Erfahrungen zu steuern und einzubeziehen, beansprucht somit mehr Aufmerksamkeit und Energie des autistischen Kindes“, so der Experte. Dies bedeute, dass das autistische Kind weniger Aufmerksamkeit und Energie zur Verfügung hat, um sich auf die Subtilität der sozialen Interaktion zu konzentrieren.

Nach Walkers Ansicht führen die Schwierigkeiten, den sozialen Erwartungen von Nicht-Autisten zu entsprechen, häufig zu gesellschaftlicher Ablehnung. „Aus diesem Grund wurde Autismus häufig als eine Reihe von ‘sozialen und kommunikativen Defiziten‘ missverstanden von denen, die sich nicht bewusst sind, dass die sozialen Herausforderungen, mit denen sich autistische Menschen konfrontiert sehen, nur Nebenprodukte der intensiven und chaotischen Natur der autistischen sensorischen Wahrnehmung und kognitiver Erfahrungen sind“, so der Autismuswissenschaftler.

Welt-Autismus-Tag soll Vorurteile abbauen

Walker wendet sich auch gegen den gängigen Begriff der „Behinderung“ für autistische Menschen. Nach seinem Verständnis entstehen „Behinderungen“ dadurch, dass unsere Gesellschaft nicht für die speziellen sensorischen, kognitiven, entwicklungsbezogenen und sozialen Bedürfnisse autistischer Menschen gestaltet worden ist.

Um die Öffentlichkeit für das Thema Autismus zu sensibilisieren und Vorurteile abzubauen, wurde im Jahr 2007 durch die Vereinten Nationen beschlossen, jedes Jahr am 2. April den Welt-Autismus-Tag zu begehen. An diesem Tag soll über das Phänomen Autismus infomiert werden. Zudem soll darauf hingewiesen, wie wichtig die Früherkennung ist, um Betroffenen und ihren Familien zu helfen.  

Foto: © Photographee.eu - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Autismus

Weitere Nachrichten zum Thema Autismus

Seit einiger Zeit wird der Frage nachgegangen, welche Rolle Spiegelneurone bei der Entstehung von Autismus spielen. Vieles ist dabei noch unklar. Eine neue Studie hat nun offenbar bestätigt, dass die Funktion der Spiegelneurone bei Menschen mit Autismus zumindest zum Teil eingeschränkt ist.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin