Speicheltest kann Autismus schon beim Kleinkind erkennen

Ein Speicheltest könnte helfen, die Diagnose Autismus bereits im Kleinkind-Alter zu stellen – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com
Leidet ein Kind an Autismus, wird die Diagnose oft recht spät gestellt. Eltern und Kind haben da bereits einen längeren Leidensweg hinter sich, da weder sie noch das Kind sich die Abweichungen in Kommunikation und Verhalten, die zu innerfamiliären Belastungen führen, erklären können.
Ein Speichel-Test könnte helfen, eine Autismus-Spektrum-Störung bereits im frühen Alter zu erkennen. Das berichtet ein Forscher-Team um Dr. Stephen Hicks vom Pennsylvania State College of Medicine in Hershey. Ihre Studie umfasste 456 Kinder im Alter von 18 Monaten bis 6 Jahren, die sie in den vergangenen drei Jahren rekrutiert hatten.
Autismus: Forscher konzentrierten sich auf RNA
"Zunehmende Beweise deuten darauf hin, dass Autismus durch Interaktionen zwischen den Genen eines Kindes und der Umwelt entsteht. In dieser Studie wurden Faktoren gemessen, die die Interaktionen zwischen Genen und der Umwelt, insbesondere dem Mikrobiom, steuern können", erläutert Dr. Hicks.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf die Ribonukleinsäuren (RNA), die im Organismus helfen, die Erbinformationen der DNA weiterzugeben. Sie verglichen Speichelproben von 238 Kindern mit einer ASD mit 218 Kindern ohne ASD, darunter 84 Kinder mit einer Entwicklungsverzögerung aus anderen Gründen und 134 Kinder mit einer normalen Entwicklung.
Speicheltest kann Autismus schon beim Kleinkind erkennen
In den Speichelproben wurde der Gehalt an humanen und bakteriellen RNAs gemessen. Bei insgesamt 372 Kindern wurden die aussagekräftigsten RNAs identifiziert und im Anschluss bei den verbleibenden 84 Kindern überprüft. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass eine Gruppe von 32 RNAs Kinder mit Autismus von anderen Kindern unterscheidet. Der Speicheltest kann demzufolge Autismus bereits beim Kleinkind erkennen. Die Genauigkeit lag dabei bei 85 Prozent.
Das Screening auf Autismus basiert in der Regel auf einem elterlichen Fragebogen, in den USA auf der Modifizierten Checkliste für Autismus bei Kleinkindern (MCHAT-R). Kinder mit einem positiven MCHAT-R-Score werden im Allgemeinen zur diagnostischen Bewertung herangezogen. Aufgrund der hohen Anzahl falsch-positiver Ergebnisse beim MCHAT-R übersteigen die Wartezeiten für die Bewertung von Autismus jedoch häufig ein Jahr.
Autismus-Diagnose oft erst mit 4 Jahren
Während die Diagnose bereits bei Kindern ab 24 Monaten möglich ist, liegt das Durchschnittsalter der ASD-Diagnose heute in den Vereinigten Staaten bei über 4 Jahren. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, da sich gezeigt hat, dass eine intensive Verhaltenstherapie die Symptome von Autismus verbessert. Kinder profitieren von einer solchen Intervention, wenn sie früher eingesetzt wird.
Der RNA-basierte Ansatz wäre für die Entwicklung eines objektiven Tests auf Biomarker-Basis gut geeignet, bilanzieren die Forscher. Das würden die Wartelisten verkürzen und eine frühere Diagnose und Aufnahme in die Behandlung von Autismus zu ermöglichen. Die Studie wurde online in dem Fachmagazin Frontiers in Genetics veröffentlicht.
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