
Die meisten Menschen werden bei Freizeitaktivitäten von Zecken gestochen: Das kann draußen in der Natur sein – aber auch im Garten oder im Park. – Foto: ©patrick - stock.adobe.com
Nach einer längeren Wanderung im Wald mit und ohne und Hund, einem Picknick oder einer Abenteuertour mit Kindern auf Feldern, Wiesen oder am Fluss oder See gehört hinterher für viele ein Vorsichtsritual wie selbstverständlich dazu: Wir suchen uns auf Zecken ab. In der zivilisierten Stadt dagegen wähnt man sich in Sicherheit – ein Irrtum. „Zecken trifft man nicht nur auf Wanderungen oder bei umfangreichen Gartenarbeiten an. Schon beim kurzen Hantieren im Kräuterbeet oder beim Abschneiden von Blumen kann man versehentlich eine Zecke abstreifen und gestochen werden“, warnt der Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz (BGV), Bonn. Zecken könnten praktisch überall vorkommen, wo ein paar Büsche oder Gräser wüchsen – also auch in kleinen Stadtgärten oder Blumenrabatten. Deshalb rät der BGV auch für den Bereich der Stadtnatur: Aufmerksam sein und nach dem Aufenthalt im Grünen den Körper nach Zecken abzusuchen.
Zecken sind gerne, wo es mild und feucht ist
Als Lebensraum bevorzugt die Zecke schattige, aber mild temperierte und feuchte Orte in der Natur. Ideale Bedingungen findet sie an Waldesrändern, Lichtungen, Uferzonen von Bachläufen und Seen – aber eben auch in Wiesen und Sträuchern von Parkanlagen und auch in unseren Gärten.
Zecken sind Parasiten: Sie brauchen frisches Blut
Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten, die Pflanzen- oder Aasfresser sind, ernähren sich Zecken nicht von Abfallprodukten aus der Natur – von abgestorbenem Holz, Fäkalien oder anderen tote Tieren. Denn: Zecken sind Parasiten. Zum Überleben brauchen sie das Blut anderer Lebewesen. Dafür heften sie sich vorübergehend auf der Körperoberfläche eines Wirts an, stechen zu und saugen sein Blut.
Zeckenstich-Risiko: In Bodennähe am größten
Am größten ist das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden, in Gewächsen von bis zu 1,5 Metern Höhe und in Bodennähe: im Gebüsch, an Waldrändern oder in hohem Gras auf Wiesen. Auch im Laub können sich Zecken tummeln. Der Grund: Dort leben Kleinsäugetiere (Beispiel: Mäuse), Vögel und Wild. Diese Tiere sind ihre Haupt-Nahrungslieferanten („Hauptwirte“) und damit auch die Quellen, aus denen sie Krankheitserreger in sich aufnehmen.
Zecken-Krankheiten: FSME besonders gefährlich
„Ihr Stich an sich ist harmlos. Doch beim Blutsaugen können Zecken Krankheitserreger übertragen“, sagt Erhard Hackler, Geschäftsführender Vorstand des BGV. „Nicht jeder Zeckenstich hat Folgen für die Gesundheit. Jedoch sollte man sich bewusst machen, dass Zecken Krankheitserreger übertragen können.“ Als besonders gefährlich gilt dabei der Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer Entzündung von Hirnhäuten, Gehirn und Nerven. „Der Ausbruch der FSME kann kritisch sein, da es für diese Erkrankung bislang keine ursächliche Behandlung gibt. Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf können eine lang anhaltende oder dauerhafte Schädigung des Nervensystems davontragen“, sagt BGV-Vorstand Hackler. Irreführend sei beim Krankheitsnamen die Ergänzung „Frühsommer“. Zecken können, sofern es nicht zu kalt ist, in jeder Jahreszeit unterwegs sein – und damit anders als es klingt: ganzjährig. Damit Zecken aktiv werden können, genügen eine hohe Luftfeuchtigkeit und Außentemperaturen von mehr als 7 Grad.
Impfung nur bei FSME möglich – nicht bei Borreliose
FSME kann mit Medikamenten nicht ursächlich behandelt werden. Man kann lediglich versuchen, die von der Krankheit ausgelösten Symptome zu lindern. Umso wichtiger ist deshalb die Vorbeugung, die laut Empfehlung von Experten vor allem aus drei Maßnahmen besteht: Sich vor Zecken schützen, Zecken rasch und richtig entfernen, sich impfen lassen. Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis geht das. Gegen die zweite bekannten von Zecken übertragene Infektionskrankheit – die Lyme-Borreliose – gibt es bisher keine Impfung.
Durch vorsichtiges Verhalten, passende Kleidung und die Anwendung von Insektenabwehrmitteln, die einen für Zecken abstoßenden Geruch haben, kann man Zecken auf Distanz halten. Ein hundertprozentiger Schutz vor einer FSME-Infektion ist dies aber nicht.
Sechs Tipps gegen Zeckenstiche
- Bleiben Sie bei Wanderungen auf festen Wegen und streifen Sie nicht durch hohes Gras oder Unterholz.
- Tragen Sie in den bekannten Zeckengebieten feste Schuhe.
- Tragen Sie möglichst lange und helle Kleidung, die den Körper gut bedeckt.
- Verwenden Sie insektenabweisende Mittel (Repellents), die als Gel oder Spray auf Haut oder Kleidung aufgetragen werden können.
- Suchen Sie nach dem Aufenthalt in der Natur den gesamten Körper sorgfältig nach Zecken ab. Falls Sie eine Zecke entdecken, entfernen Sie diese möglichst schnell.
- Schützen Sie Ihre Kinder. Sie sind beim Spielen im Freien besonders gefährdet, mit Zecken in Kontakt zu kommen.
(Quelle: Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.)
2020: Drei neue FSME-Risikogebiete in Deutschland
Weltweit existieren etwa 900 Zeckenarten. In Deutschland ist die am häufigsten vorkommende Zeckenart der Gemeine Holzbock aus der Familie der Schildzecken. In der Systematik der Biologie wird die Zecke in die Klasse der Spinnentiere und in die Unterklasse der Milben eingeordnet. Das Robert-Koch-Institut (RKI) erstellt jedes Jahr eine aktuelle Karte, in der die Gebiete mit einem erhöhten FSME-Infektionsrisiko verzeichnet sind. 2020 sind drei Gebiete neu hinzugekommen, zwei in Sachsen und eines in Thüringen. Ein Pharma-Konzern hat 2019 eine App herausgegeben, die über die lokale Zecken-Gefahr informiert, aber auch über Vorsorgemaßnahmen und die richtige Art und Weise, Zecken zu entfernen.
Foto: AdobeStock/patrick