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Zeckengefahr 2020 besonders groß – aus drei Gründen

Donnerstag, 21. Mai 2020 – Autor:
Endlich werden die Ausgangsbeschränkungen ein wenig gelockert – nach Wochen des Eingesperrtseins im Homeoffice oder in Quarantäne ist die Lust noch größer als sonst, ins Grüne ist zu entfliehen. Ausgerechnet in der Coronakrise ist aber auch die Gefahr eines Zeckenstichs besonders groß, warnt das Deutsche Rote Kreuz – aus drei Gründen.
Zecke - Entwicklungsstadien - Eier-Larve-Nymphe-Adulte-vollgesogenes Weibchen

Fünf Entwicklungsstadien der Zecke: Eier, Larve, Nymphe, Adulte, vollgesogenes Weibchen. – Foto: ©lom123 - stock.adobe.com

Frühlingsgrün, Frühlingstemperaturen, Frühlingsgefühle, Freiheitsdrang und dann noch ein paar verlängerte Wochenenden: In Zeiten der Corona-Krise treibt es bei schönem Wetter viele für Unternehmungen und ausgedehnte Spaziergänge ins Grüne. Dort lauern jedoch in diesem Jahr besonders viele Zecken, die zwei gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können: Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) und Borreliose. Davor warnt das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Zeckensaison: Startete schon im März – und dauert bis Oktober

Drei Gründe spielen dabei eine Rolle und es gibt Anzeichen dafür, dass der Klimawandel nicht nur tropische Mücken nach Europa lockt, sondern auch die Lebensbedingungen für der einheimischen Zecken günstiger werden lässt. „Die Risikogebiete für einen vermehrten Zeckenanfall sind dieses Jahr größer“, sagt Peter Sefrin, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. „Aufgrund des milden Winters gibt es zudem noch mehr Zecken als in den Vorjahren. Und begonnen hat die Zeckensaison diesmal schon im März.“ Die Gefahr eines Zeckenstichs sei also sehr hoch – und die Zeckensaison dauere noch bis Oktober.

Drei Tipps von Deutschlands vielleicht bekanntestem Notarzt

Bei richtigem Verhalten könnten die Risiken jedoch verringert werden, sagt Sefrin. Der Würzburger Mediziner, der als Notarzt, Dozent, Fachbuchautor und Funktionär als einer der Pioniere der modernen Notfall- und Katastrophenmedizin in Deutschland gilt, gibt folgende Tipps zum richtigen Umgang mit Zecken und Zeckenstichen:

Tipp 1: Vorsorge durch schützende Kleidung und Hautkontrolle

Schutz bietet die Bedeckung des Körpers durch helle Kleidung mit dicht anliegenden langen Ärmeln und Hosenbeinen sowie das Tragen von Socken und geschlossenen Schuhen. Vermieden werden sollte das Laufen durch dichtes Unterholz und hohes Gras – etwa beim Pilzesuchen. Denn: Wo Pilze wachsen, leben auch gerne Zecken. Nach dem Aufenthalt im Freien Kleidung und Haut absuchen, vor allem Kniekehlen, Achselhöhlen, Bauchnabel, Hals, Haaransatz, Hautfalten und behaarte Körperstellen. Mückensprays schützen nur bedingt.

Tipp 2: Zecke richtig entfernen – Vorsicht mit „Hausmitteln“

Eine Zecke entfernt man am besten mit einer Pinzette oder alternativ mit einer Zeckenkarte oder Zeckenzange aus der Apotheke. Mit der Pinzette die Zecke möglichst nah an der Haut fassen und langsam und senkrecht herausziehen. Bei Verwendung einer Zeckenkarte diese flach auf die Haut legen, mit dem Kartenausschnitt in Richtung Zecke schieben, unter die Zecke fassen und sie vorsichtig senkrecht herausziehen. Unbedingt zu vermeiden sind Drehbewegungen, da der Kopf abgerissen werden kann und es zu einer Quetschung des Zeckenkörpers kommt. Dadurch können Krankheitserreger in die Wunde abgeben werden. Nach anschließender Desinfektion die Einstichstelle mit einem Wundschnellverband versorgen.

Etwaige Hausmittel wie Öl, Kleber, Nagellack oder Benzin sind zur Entfernung nicht geeignet, sondern im Gegenteil sogar gefährlich, da Zecken beim Ersticken vermehrt eventuell infiziertes Sekret absondern.

Tipp 3: Bei Rötung und Grippesymptomen Arzt aufsuchen

Nach einem Zeckenstich die Haut beobachten. Bildet sich ein roter Kreis um die Stichstelle, könnte das ein erstes Anzeichen für Borreliose sein, die häufiger auftritt als FSME. Die Symptome sind bei beiden Krankheiten zunächst ähnlich wie bei einer Grippe: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Sie sollten unbedingt ärztlich behandelt werden. „Anders als für Borreliose gibt es für Frühsommer-Meningo-Enzephalitis keine sichere Therapie", sagt DRK-Arzt Sefrin. „Gegen FSME schützt aber eine Impfung, die man nutzen sollte."

Foto: AdobeStock/lom123

Hauptkategorie: Medizin
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