Wissenschaftler verteidigen E-Zigarette

Die E-Zigarette ist in Deutschland das beliebteste nikotinhaltige Mittel, um vom klassischen Tabakrauchen mit seinen gesundheitlichen Folgen loszukommen. – Foto: ©Knut Wiarda - stock.adobe.com
Nach den jüngsten Todesfällen im Zusammenhang mit so genannten "E-Joints" in den USA haben rund 50 Wissenschaftler und Gesundheitsexperten die E-Zigarette gegen Kritik verteidigt und den Unterschied zu "E-Joints" betont. Auf einer Fachtagung "E-Zigaretten und ihre Bedeutung für Rauchentwöhnung" an der Frankfurt University of Applied Sciences (FUAS) verwiesen sie auf die gesundheitspolitischen Chancen, die die E-Zigarette für den Rauch-Stopp biete - und stellten das deutlich geringere Gesundheitsrisiko im Vergleich zur herkömmlichen Tabakzigarette heraus. Die Todesfälle in den USA seien auf Verdampfergeräte und Flüssigkeiten („Liquids“) zurückzuführen, die vom Schwarzmarkt stammten. Die herkömmliche E-Zigarette habe damit nichts zu tun.
"Jährlich sterben in Deutschland mehr als 100.000 Menschen an den Folgen des klassischen Rauchens", sagte Heino Stöver, Suchtforscher an der Frankfurt University of Applied Sciences. "Das darf die Gesundheitspolitik nicht hinnehmen.“ Ziel müsse es sein, dass möglichst niemand mehr zur Tabakzigarette greife. Die E-Zigarette, so die einhellige Meinung der anwesenden Tagungsreferenten, ermögliche es vielen Rauchern, von der klassischen Tabakzigarette loszukommen. Zugleich würden die mit dem klassischen Nikotinkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken minimiert.
Deutschland: Zigaretten-Liquids „streng reguliert“
Aktueller Hintergrund des Frankfurter Appells waren Todesfälle nach der Nutzung sogenannter E-Joints in den Vereinigten Staaten. Suchtforscher Stöver nannte die Todesfälle in den USA bestürzend. Schuld daran seien nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen spezielle Substanzen gewesen, mit denen die THC-Öle der sogenannten E-Joints gestreckt wurden. Die herkömmliche E-Zigarette habe damit gar nichts zu tun, betonte Stöver. E-Zigaretten-Liquids unterlägen in Deutschland einer strengen Regulierung. Gefahr gehe dagegen vor allem von Flüssigkeiten und Geräten aus, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt würden.
Zu vergleichbaren Einschätzungen kamen laut einer Mitteilung der FUAS zahlreiche weitere Referenten, die an der Fachtagung teilnahmen. Zu ihnen zählten unter anderem Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) oder Leonie Brose vom UK Centre for Smoking and Alcohol Studies in Nottingham, die über die Rolle der E-Zigarette in der britischen Gesundheitspolitik berichtete. In der Wissenschaft allgemein wird die E-Zigarette dabei kontrovers diskutiert. So vertreten andere Experten die Meinung, E-Zigaretten seien beispielsweise fürs Herz sogar schädlicher als das „normale“ Rauchen.
Tabakrauchen: 50 Milliarden Euro Schaden für die Sozialversicherung
Fast jeder achte Todesfall in Deutschland hänge mit dem Tabakrauchen zusammen, heißt es in der „Debra“-Studie der Universität Düsseldorf zum Rauchverhalten der Deutschen von 2018. Demnach gilt Rauchen als „der größte vermeidbare Faktor“ für schwere Erkrankungen von Herz und Kreislauf und Atemwegen sowie Krebs. 50 Milliarden Euro Schaden entstehen der deutschen Sozialversicherung im Jahr als Folge des Tabakkonsums. Das ist doppelt so viel wie der Umsatz der Zigarettenindustrie. 28 Prozent der Raucher unternehmen jährlich mindestens einen Versuch, vom Rauchen loszukommen. Doch das ist bekanntermaßen kein Kinderspiel. Oft kombinieren sie dabei medizinische, psychologische oder andere Hilfestellungen oder Methoden. Die beliebteste stoffliche Methode ist der Umstieg auf die E-Zigarette, gefolgt von Nikotinersatzpräparaten in Form von Pflastern oder Tabletten.
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