
Fluglärm schädigt die Gefäße
Bereits in früheren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Menschen, die über viele Jahre dem Lärm startender oder landender Flugzeuge ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie beispielsweise einen Herzinfarkt haben. Es wurde auch gezeigt, dass das Infarktrisiko höher ist, je länger die Lärmbelastung andauert und je höher der Geräuschpegel ist. Nun haben Wissenschaftler der Universität Mainz die Verbindung zwischen Lärm und Herzinfarkten genauer untersucht.
Laut der Analyse des Forscherteams um Dr. Frank Schmidt und Professor Thomas Münzel schädigt Fluglärm die Gefäße, vermindert die Schlafqualität und erhöht den Adrenalinspiegel. Damit bestätigen die Wissenschaftler die Ergebnisse früherer Untersuchungen, die einen Zusammenhang von Fluglärm mit Bluthochdruck, Herzinfarkten und Schlaganfällen nachweisen konnten. Doch nicht nur das: Die Forscher liefern zudem Erklärungen dafür, wie genau Fluglärm dem Herz-Kreislauf-System schadet.
Blutfluss durch Lärm reduziert
An der Studie nahmen 75 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren teil. Während dreier Nächte mussten sie Kopfhörer tragen. In einer der Nächte wurden sie 30-mal, in einer anderen 60-mal mit Lärm beschallt. Der Schalldruckpegel lag bei 60 Dezibel, was etwa dem Umgebungsgeräusch entspricht, das ein einen Meter entfernt stehender Fernseher in Zimmerlautstärke verursachen würde. Die Dauer der Lärmexposition betrug 45 Sekunden. In der dritten Nacht hörten die Probanden keinen Lärm; sie diente als Kontrollnacht.
Es zeigte sich, dass bei von Fluglärm Betroffenen die Fähigkeit der Gefäße zur Dilatation (Erweiterung) abnimmt. Damit wird der Blutfluss reduziert. Zudem nahm die Adrenalinkonzentration im Blut zu und die Schlafqualität verminderte sich. Auch stieg der systolische Blutdruck an, allerdings waren diese Werte nicht signifikant.
Fluglärm schädigt Gefäße
Besonders stark zeigte sich der Effekt bei Probanden, die zuerst 30-mal und in der folgenden Nacht 60-mal dem Lärm ausgesetzt wurden. Das beweist, dass kein Gewöhnungseffekt eintritt – im Gegenteil: Die vorausgehende Lärmbelastung macht offenbar nur empfindlicher für weitere Geräusche.
„Wir haben in einer Gruppe junger und gesunder Freiwilliger nachweisen können, dass bereits nach einer einzigen Nacht mit 60 Fluglärmexpositionen die Endothelfunktion beeinträchtigt ist“, schreiben die Studienautoren und kommentieren: „Diese Befunde deuten an, dass Hypertonie als Reaktion auf Nachtlärm womöglich nicht nur mit einer Sympathikusaktivierung, sondern auch mit dem Auftreten vaskulärer Dysfunktion erklärt werden muss.“
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