
Untersuchung vom Züricher Flughafen belegt: Fluglärm in der Nacht kann zum Herz-Kreislauf-Tod führen – Foto: ©JeanLuc - stock.adobe.com
Fluglärm kann tödlich sein. Studien haben dies bereits für eine chronische Lärmbelästigung in Flughafennähe gezeigt. Jetzt liegt erstmals eine Untersuchung zu akutem nächtlichem Fluglärm vor. Die Untersuchung stammt aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem Einzugsgebiet rund um den Züricher Flughafen. Danach standen 800 der 25.000 Herz-Kreislauf-Todesfälle zwischen den Jahren 2000 und 2015 eindeutig mit nächtlichem Fluglärm in Zusammenhang. Dies entspricht drei Prozent aller beobachteten Herz-Kreislauf-Todesfälle in diesem Gebiet. Die Todesfälle ereigneten sich den Forschern zufolge innerhalb von zwei Stunden nach der Lärmexposition, wie Abgleiche mit einer Liste aller Flugzeugbewegungen beim Flughafen Zürich zeigten.
Ab 40 Dezibel steigt das Streberisiko
„Unsere Studie ergab, dass das Risiko eines Herz-Kreislauf-Todes bei einer nächtlichen Lärmbelastung zwischen 40 und 50 Dezibel um 33 Prozent und bei einer Belastung über 55 Dezibel um 44 Prozent steigt“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Martin Röösli, Professor für Umweltepidemiologie an der Universität Basel und Leiter der Einheit «Environmental Exposures and Health» am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (TPH). «Die Ergebnisse überraschen nicht, denn wir wissen, dass eine Lärmbelastung in der Nacht Stress verursacht und den Schlaf beeinträchtigt», erklärt er.
Herz-Kreislauf-Tod in der Nacht
Für die Studie nutzten die Lärmforscher ein sogenanntes Case-Crossover-Design. Diese Methode ermöglicht es herauszufinden, ob die Fluglärmbelastung zum Zeitpunkt der Todesfälle im Vergleich zu zufällig gewählten Kontrollzeiträumen ungewöhnlich hoch war. «Dieses Studiendesign ist sehr hilfreich, wenn man akute Auswirkungen der Lärmbelastung mit einer hohen täglichen Variabilität untersuchen möchte, wie im Falle von Fluglärm wegen wechselnden Wetterbedingungen oder Flugverspätungen», meint die Hauptautorin der Studie Apolline Saucy. „Mit diesem zeitlichen Analyseansatz können wir die Wirkung ungewöhnlich hoher oder niedriger Lärmbelastungen auf die Sterblichkeit von anderen Faktoren abgrenzen. Faktoren, die auf den Lebenswandel zurückgehen wie zum Beispiel Rauchen oder schlechte Ernährung stellen in diesem Studiendesign keine Verzerrung dar.“
Nachtflugverbot verhindert Todesfälle
Dass eine niedrige Lärmbelastung das Streberisiko senkt, konnten die Forscher ebenfalls zeigen. Am Flughafen Zürich gilt ein Flugverbot zwischen 23.30 und 6.00 Uhr. «Auf Basis unserer Studienergebnisse können wir folgern, dass dieses nächtliche Flugverbot zusätzliche Herz-Kreislauf-Todesfälle verhindert», sagt Röösli.
Die Studienergebnisse wurden jetzt im European Heart Journal veröffentlicht.
Insgesamt werden in Europa rund 48.000 Fälle von ischämischen Herzerkrankungen pro Jahr auf Lärmbelastung zurückgeführt, insbesondere auf Straßenverkehrslärm.
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