
Trigeminusneuralgie: Charakteristisch ist der spontane oder getriggerte, blitzartig einschießende Schmerz im Bereich eines oder mehrerer Äste des Trigeminusnervs im Gesicht. Meist sind der mittlere Ast (Wange/Oberkiefer) und der untere Ast (Unterkiefer) betroffen. – Foto: AdobeStock/Henrie
Der Schmerz ist heftig und irgendwie elektrisch. Manche Betroffen sagen: Es fühlt sich an, als ob ein Blitz ins Gesicht einschlagen würde. Oder als ob jemand mit einem Messer ins Gesicht stechen würde. Der Schmerz, der Wange, Ohr, Stirn oder Kiefer durchzuckt, ist unerträglich. Sprechen, Kauen, eine Berührung, kaltes Wasser oder ein Windhauch: Kleinigkeiten können ausreichen, um eine „Trigeminusneuralgie“ auszulösen. Der Schmerz tritt episodisch auf. Das heißt: Wochen und Monate sind Betroffene beschwerdefrei – dann folgt wieder eine Phase mit heftigen, täglichen Schmerzattacken. Sie können einige Sekunden andauern – aber auch Minuten.
Trigeminus: Meist ab dem 40. Lebensjahr
Die Trigeminusneuralgie ist eine chronische Schmerzerkrankung des Trigeminusnervs, der für die Gefühlswahrnehmung des Gesichts, der Schleimhäute in Mund und Nase und der Hornhaut verantwortlich ist. Motorisch steuert er einen Großteil der Kaumuskulatur. „Trigeminus“ ist das lateinische Wort für „Drilling“. Der Trigeminusnerv trägt diesen Namen, weil er sich am Ohr in drei Nervenäste teilt, die Stirnbereich, Ober- und Unterkiefer versorgen. „Neuralgie“ bedeutet „Nervenschmerzen“.
Eine Trigeminusneuralgie tritt in der Regel erst ab dem 40. Lebensjahr auf. Etwa vier von 100.000 Menschen leiden in Deutschland unter diesem Gesichtsschmerz, Frauen häufiger als Männer. Die Schmerzen sind bei einer Trigeminusneuralgie zumeist auf eine Gesichtshälfte beschränkt.
Schmerzen führen zu Vermeidungsverhalten
Die Schmerzen, die bei der Trigeminusneuralgie auftreten, gehören neben dem Cluster-Kopfschmerz zu den stärksten für den Menschen vorstellbaren Schmerzen. Auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 werden sie häufig mit der höchsten Stufe angegeben. Patienten, die solch heftige Schmerzattacken kennen, versuchen häufig Trigger wie das Kauen zu vermeiden – und nehmen dann beispielsweise nur noch Flüssiges mit einem Strohhalm zu sich. Mögliche Folgen: Gewichtsverlust und Flüssigkeitsmangel. Auch psychisch sind die starken Schmerzen eine enorme Belastung.
Trigeminusneuralgie – zwei Formen
Bei der Trigeminusneuralgie sind zwei verschiedene Formen zu unterscheiden. Zum einen gibt es die „klassische“ Form („idiopathische Trigeminusneuralgie“), zum anderen die „symptomatische“.
- Die idiopathische Trigeminusneuralgie: Als idiopathisch werden Erkrankungen unbekannter Ursache bezeichnet. Es gibt Hinweise, dass bei den von ihr betroffenen Patienten eine Druckschädigung am Trigeminusnerv zu den wiederkehrenden, anfallsartigen und einseitigen Gesichtsschmerzattacken führt.
- Die sekundäre oder symptomatische Trigeminusneuralgie: Hier ist die Trigeminusneuralgie Folge beziehungsweise Ausdruck einer anderen Erkrankung. Das kann beispielsweise Multiple Sklerose, Post-Zoster-Neuralgie (Nervenschmerzen bei Gürtelrose) oder – seltener – ein Hirntumor sein.
Trigeminusneuralgie: So läuft die Diagnostik ab
Diagnostiziert wird die Erkrankung aufgrund ihrer charakteristischen Symptome. In einem ausführlichen Gespräch erkundigt sich der Arzt unter anderem über den Verlauf, die Dauer und Ausprägung sowie über die Auslöser der Gesichtsschmerzen. Es folgt eine neurologische Untersuchung. Hierbei wird die Trigeminusneuralgie von Erkrankungen mit ähnlichen oder nahezu gleichen Symptomen abgegrenzt, etwa von Clusterkopfschmerzen oder Erkrankungen im Bereich des Kiefers und der Nebenhöhlen.
So wird eine Trigeminusneuralgie behandelt
„Wie eine Trigeminusneuralgie dann behandelt wird, muss individuell geklärt werden und hängt davon ab, wie ausgeprägt sie ist", sagt Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. „Zunächst werden Medikamente verordnet, die vorbeugend gegen den Schmerz wirken sollen. Das sind zumeist Mittel, die auch zur Therapie einer Epilepsie eingesetzt werden. In vielen Fällen können die Schmerzen dadurch gestoppt oder verringert werden. Reicht das nicht oder treten erneut heftige Schmerzen auf, dann kommen auch operative Verfahren oder eine radiochirurgische Behandlung in Betracht.“
Trotz hoher Erfolgsraten der unterschiedlichen Behandlungsansätze, gibt es bisher keine Therapie für die Trigeminusneuralgie, die bei jedem Betroffenen wirkt. AOK-Ärztin Eymers: „Es ist leider nicht auszuschließen, dass die Schmerzen nach einer gewissen Zeit zurückkehren."