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Vorsicht, Knalltrauma!

Freitag, 29. Dezember 2017 – Autor:
Kanonenschläge und Raketen sind für viele ein Silvester-Spaß - aber sie sind auch Gift für das Gehör. Die Knallerei jenseits der menschlichen Schmerzgrenze kann Akut- und Spätschäden verursachen und zu Schwerhörigkeit führen. Kinder und Jugendliche sind dabei besonders in Gefahr. Dabei gibt es ein einfaches Gegenmittel.
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Zündeln mit Folgen: Knalltraumata in den Ohren gehören neben Verbrennungen, Hand- und Augenverletzungen zu den typischen Gesundheitsschäden der Silvesternacht. – Foto: ©vschlichting - stock.adobe.com

Die Silvesternacht mit ihrem flächendeckenden Privatfeuerwerk ist für viele das vielleicht aufregendste Fest im Jahr. Was in der Partylaune leicht vergessen wird: Für das menschliche Ohr ist es oft auch das gefährlichste, denn die Lärmbelastung erreicht hier ihre Spitzenwerte im Kalenderjahr. „Mehr als 8.000 Menschen sind jährlich nach Silvester von Verletzungen des Innenohrs durch den Knall von Böllern und Raketen betroffen“, warnt die Bundesinnung der Hörakustiker (Biha). „Bei rund einem Drittel von ihnen ist der Hörschaden irreparabel.“

Donnerschläge: Laut wie ein Pistolenschuss

Die größten Risikofaktoren für das Ohr stellen Donnerschläge und Chinaböller dar. Wenn Böller weniger als zwei Metern Entfernung von einem Menschen explodieren, entwickeln sie Schallimpulse von bis zu 160 Dezibel. Damit sind sie so laut wie eine Handfeuerwaffe. Die menschliche Schmerzschwelle liegt bei einem Schallpegel von 120 Dezibel in einem Meter Abstand. Schon bei einem einzigen lauten Knall in Ohr-Nähe - etwa durch einen Feuerwerkskörper - können unmittelbare Schäden entstehen (Knall- oder Explosionstrauma).

Explosionsdruck: Trommelfell kann reißen

Doch nicht nur der Lärm ist ursächlich für die Schäden – vor allem auch die Druckbelastung durch die Explosion. Das Trommelfell kann durch den hohen Druck reißen, weitere Verletzungen und Blutungen im Innenohr sind möglich, die feinen Flimmerhärchen im Innenohr können unwiderruflich beschädigt werden. Ein Knalltrauma führt dazu, dass die Betroffenen plötzlich schlecht hören. Ihre Ohren fühlen sich verstopft an, sie haben Schwindelgefühle oder ein Pfeifen im Ohr.

Gehörschäden vermeiden: Abstand halten, Ohrenstöpsel tragen

„Je früher man ein Knalltrauma ärztlich behandeln lässt, umso besser sind die Heilungschancen“, sagt Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer Ersatzkasse. Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker, rät insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu Vorsicht, weil diese die Gefahr des lauten Knalls nicht einschätzen könnten. Außerdem sei deren Gehör besonders empfindlich. Um Schäden am Gehör zu vermeiden, empfiehlt Frickel deshalb, in der Silvesternacht Abstand zu Lärmquellen zu halten sowie Ohrenstöpsel Gehörschutz zu tragen. „Wer sein Gehör schonen möchte, greift auf Fontänen, Feuerkreisel, Knallerbsen und Wunderkerzen zurück“, heißt es in einer Mitteilung der Biha. „Sie sind nicht lauter als ein Staubsauger.“

Mehr als fünf Millionen Schwerhörige in Deutschland

5,4 Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Angaben der Bundesinnung an Schwerhörigkeit in behandlungsbedürftiger Ausprägung – Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Dies liegt Experten zufolge aber nicht nur daran, dass die Bevölkerung immer älter wird. Auch extreme Spitzenbelastungen wie beim Silvesterfeuerwerk oder zu lautes Musikhören mit Kopfhörern können das Gehör schon in jungen Jahren vorzeitig schädigen oder Spätschäden zur Folge haben. Das menschliche Gehör reagiert auf übermäßige Lautstärke höchst sensibel – unabhängig davon, ob es sich um eine dauerhafte Lärmbelastung handelt, oder um eine einzelne, heftige Schalleinwirkung wie die Explosion eines Krachers in Ohrennähe an Silvester.

Foto: © Fotolia.de/vschlichting

Hauptkategorie: Medizin
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