Schwerhörigkeit kann zu sozialer Isolation führen

Schwerhörige meiden häufig Gespräche und können so allmählich vereinsamen – Foto: Peter Maszlen - Fotolia
Im vergangenen Jahr hatte eine Studie von Forschern der Université Victor Segalen Bordeaux in Frankreich gezeigt, dass ein unbehandelter Hörverlust bei Senioren den Rückgang der kognitiven Fähigkeiten beschleunigt. Die Wissenschaftler konnten zudem zeigen, dass die Verwendung von Hörgeräten dieser Entwicklung entgegenwirken kann, denn Schwerhörige, die ein Hörgerät trugen, wiesen bei ihren kognitiven Fähigkeiten den gleichen Stand auf wie Menschen ohne Hörprobleme. Der Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und geistigem Abbau könnte auch darauf beruhen, dass Menschen mit Hörproblemen häufig die Kommunikation mit anderen meiden und dadurch weniger gefordert sind. Eine Studie von Forschern der University of British Columbia (UBC Okanagan) in Kanada hat dies nun bestätigt. Demnach führt eine unbehandelte Schwerhörigkeit bei Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren zu einem signifikant erhöhten Risiko für soziale Isolation.
Schon geringe Hörminderung verstärkt Risiko für soziale Isolation
Für die Studie wurden die Daten von 5000 Probanden ausgewertet, die in den Jahren 1999 bis 2010 für den National Health and Nutrition Examination Survey gesammelt worden waren. Wie die Forscher herausfanden, war bereits eine relativ geringe Verminderung der Hörfähigkeit von zehn Dezibel ausreichend, um das Risiko für soziale Isolation deutlich zu erhöhen. Zudem bestätigte die Studie, dass unbehandelte Hörprobleme zu einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten führten. Den Studienautoren zufolge entsprach dies im Durchschnitt den Auswirkungen von vier Jahren Alterung.
„Hörverlust wird oft nicht als Problem der allgemeinen Gesundheit der Bevölkerung betrachtet“, erklärt Dr. Paul Mick, Arzt und Professor des UBC’s Southern Medical Program. „Deshalb gibt es oft nicht ausreichend Ressourcen im Gesundheitswesen, die für Hörtests und Behandlung von Schwerhörigkeit verwendet werden können. Soziale Isolation hat ähnliche Auswirkungen auf die Sterblichkeit der Betroffenen wie Rauchen sowie Alkoholkonsum.“ Diese Faktoren sollten daher unbedingt weiter erforscht werden, so der Experte.
Schwerhörigkeit kann depressiv machen
Schwerhörigkeit sollte immer ärztlich untersucht werden, da sie auch die Folge ernsthafter Erkrankungen sein kann. Meist ist sie jedoch eine altersbedingte Erscheinung. Mehr als ein Drittel der Menschen über 65 Jahren weisen Gehörschädigungen auf. Dabei kann sogar eine nur schwach ausgeprägte Schwerhörigkeit zu Problemen beim Verstehen der gesprochenen Sprache führen, so dass Betroffene beginnen, Gespräche zu vermeiden. Eine Studie der John Hopkins University in den USA hatte vor mehreren Jahren gezeigt, dass sich Hörprobleme dabei so stark auf das körperliche und geistige Wohlbefinden auswirken können, dass Betroffene öfter ins Krankenhaus müssen und sogar vermehrt unter Depressionen leiden.
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