Viele Deutsche schieben Krebsvorsorge vor sich her

Die Corona-Pandemie war für viele Deutsche ein Grund, sich vor Krebs-Früherkennungsuntersuchungen zu drücken. – Foto: AdobeStock/fovito
Sofern regelmäßig genutzt, können die Krebsfrüherkennungsangebote der gesetzlichen Krankenkassen viel Leid verhindern und Leben retten. Fast alle Deutsche – 94 Prozent – finden Krebsvorsorge folgerichtig sinnvoll. Doch obwohl annähernd die Hälfte (42 Prozent) der Bevölkerung Angst vor der Entdeckung von Krebs hat, findet jeder Vierte (26 Prozent) keine Zeit und Energie für die Krebsfrüherkennung. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage unter 1.512 Erwachsenen im Auftrag des AOK-Bundesverbands.
Corona-Pandemie: Deutlicher Negativ-Trend bei der Krebsfrüherkennung
In der jetzt aus Anlass des „Tags der Krebsvorsorge“ am 28. November vorgelegte Umfrage untersuchte das „Aufschiebe-Verhalten“ der deutschen Bevölkerung insbesondere im Bereich Krebsvorsorge. Eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt im Zuge der Coronavirus-Pandemie einen deutlichen Negativ-Trend bei der Krebsfrüherkennung: Bei vier von fünf Vorsorgeuntersuchungen wurde 2022 im Vergleich zu 2019 ein Rückgang verzeichnet.
Vernachlässigte Krebsvorsorge vor allem bei Haut- und Gebärmutterhals-Krebs
Was das konkret heißt, zeigt eine Analyse des WIdO, in der die Teilnahmezahlen gesetzlich Versicherter mit dem Vor-Pandemie-Zeitraum verglichen wurden. Eine exemplarische Auswertung für das Land Brandenburg etwa zeigt erhebliche Rückgänge von bis zu 19 Prozent. Wie schon im ersten Pandemie-Jahr 2020 gab es auch im vergangenen Jahr die stärksten Rückgänge bei der Inanspruchnahme der Hautkrebs-Früherkennung – minus zwölf Prozent gegenüber 2019. Im ersten Quartal 2022 war der Einbruch mit rund minus 19 Prozent gegenüber dem Vergleichs-Zeitraum 2019 sogar noch größer. Die Zahl der Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen lag im vergangenen Jahr rund acht Prozent unter dem Wert von 2019, im ersten Quartal dieses Jahres lag der Rückgang bei rund 14 Prozent.
20 Prozent der Männer waren noch nie bei einer Vorsorgeuntersuchung
Die Hälfte der Befragten gab an, die Vereinbarung von Terminen zur Gesundheitsvorsorge, darunter auch die Krebsfrüherkennung, schon einmal aufgeschoben zu haben. Zwischen vielen persönlichen Verpflichtungen landet die eigene Gesundheit eher auf den hinteren Plätzen der Prioritätenliste. Rund ein Fünftel (19 Prozent) hat eine Vorsorgeuntersuchung schon über den empfohlenen Zeitpunkt hinaus aufgeschoben, obwohl rückblickend genug Zeit dafür war. Unter den befragten Männern im anspruchsberechtigten Alter (ab 35 Jahren) gaben sogar ganze 20 Prozent an, noch nie bei einer Vorsorgeuntersuchung gewesen zu sein.
Der Hinterher-Effekt: 75 Prozent fanden es weniger schlimm als erwartet
Viele Menschen in Deutschland zögern also, bevor sie Termine zur Krebsvorsorge ausmachen oder diese wahrnehmen. Manche benötigen einen zusätzlichen Anstoß: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) geht erst dann zur Krebsvorsorge, wenn dies vom Hausarzt nahegelegt wird. Entgegen den Befürchtungen fanden 75 Prozent der Befragten die Krebsfrüherkennungs-Untersuchung rückblickend viel weniger schlimm, als sie sich diese vorgestellt hatten.
Krebsvorsorge: Neuer Gesundheitstag am 28. November
In den ersten beiden Pandemiejahren und auch im ersten Quartal 2022 kam es im Vergleich zu 2019 zu starken Rückgängen bei mehreren Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen für gesetzlich Versicherte. Vor diesem Hintergrund erklären die AOK und die Deutsche Krebsgesellschaft den 28. November gemeinsam zum jährlichen „Tag der Krebsvorsorge“. Der neue Gesundheitstag soll die Aufmerksamkeit für Vorsorgeuntersuchungen steigern und die Menschen in Deutschland dazu motivieren, sich mit dem Thema Krebsfrüherkennung auseinanderzusetzen.