Sterben Männer früher, weil sie seltener zum Arzt gehen?

Ein Paar, unterschiedliche Lebenserwartung: Im Alter wird der Überlebensvorteil von Frauen noch deutlich größer
Was die Lebenserwartung betrifft, sind Männer deutlich im Nachteil: Sie leben kürzer als Frauen und ihr Sterberisiko ist in jedem Alter höher. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) konnten jetzt zeigen, dass dieser Überlebensnachteil mit zunehmendem Alter noch größer wird. Und das obwohl ja auch Frauen im Alter krank und gebrechlich werden. Aber offenbar scheint eine schwere Krankheit in der zweiten Lebenshälfte den Frauen weniger anzuhaben als dem „starken“ Geschlecht.
Streberisiko für Männer steigt nach dem Krankenhaus
Das jedenfalls ergab eine Analyse von Daten dänischer Frauen und Männer im Alter von 50 bis 79 Jahren. Die Demografen schauten sich an, ob die Probanden nach einem stationären Krankenhausaufenthalt innerhalb eines Jahres starben. Das Ergebnis: Deutlich mehr Männer verstarben innerhalb dieses Zeitraums als Frauen (43,8 mehr pro 1.000 Betroffene). Da in der vergleichbaren Gesamtbevölkerung (vermutlich ohne Klinikaufenthalt) nur 13,5 mehr Männer als Frauen pro 1.000 Menschen starben, bedeutet das, dass sich die Kluft durch Krankheit weiter vergrößert und nicht etwa annähert.
Nicht nur über die gesamte Altersspanne von 50 bis 79 Jahre verstärkte sich der Überlebensnachteil der Männer. Für jedes einzelne Altersjahr galt dies ebenso. Schon im Alter von 50 Jahren stand einem Sterberisiko von 5,2 Prozent bei den zuvor eingewiesenen Männern ein Risiko von nur 3,0 Prozent bei den Frauen gegenüber.
Männer gehen seltener zum Arzt
Wie lässt sich diese enorme Diskrepanz erklären? Studienautor Andreas Höhn vermutet, dass es nicht der Klinikaufenthalt selbst ist, der den Männern nicht bekommt. „Männer können gegenüber Frauen ihre Überlebenschancen nicht dadurch erhöhen, dass sie Krankenhäuser und Ärzte möglichst meiden“, sagt der Demograf. „Ihnen würde eher das Gegenteil helfen: Sie sollten sich früher und öfter in medizinische Behandlung begeben.“
Weil die meisten Männer viel seltener zum Arzt gingen als Frauen, sei es für sie öfter schon zu spät, wenn sie den Schritt endlich tun, glaubt Höhn. „Ihre Krankheiten könnten dann schon so weit fortgeschritten sein, dass sich kaum mehr etwas gegen sie unternehmen lässt. In der Folge sterben sie häufiger als Frauen.“ Allerdings ist das nur eine Vermutung. Durch die vorliegende Untersuchung lässt sie sich nicht belegen.
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