Lebenserwartung nach der Rente hängt vom Arbeitsleben ab

Die Lebenserwartung von Rentnern steigt. Arbeitsleben und Bildung beeinflussen die voraussichtlichen Lebensjahre
40 Jahre geschuftet und endlich in Rente. Manch einer kann es gar nicht erwarten, in den wohl verdienten Ruhestand zu gehen, um mehr Zeit für sich selbst, die Familie, Hobbies oder Reisen zu haben. Andere fallen mit Rentenbeginn in ein tiefes Loch, meist Männer, die sich stark mit ihrem Beruf identifiziert haben. Die Frage, die vermutlich die meisten Rentner umtreibt, ist: Wie viele Jahre bleiben mir noch?
Die Lebenserwartung steigt seit Jahren. Rein statistisch wird jede zweite 1960 geborene Frau einmal ihren 90. Geburtstag feiern und ein gleichaltriger Mann wird voraussichtlich 86 Jahre alt. Verglichen mit der Generation ihrer Eltern, leben diese Babyboomer rund fünf Jahre länger.
Niedriglöhner sterben früher
Das sind natürlich nur Durchschnittswerte. Ein Mensch, der jahrzehntelang schwere körperliche Arbeit im Schichtdienst geleistet hat, wird tendenziell nicht so alt, wie ein Beamter aus der bürgerlichen Mittelschicht. Diese Tendenz geht jetzt aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen hervor.
In der Studie haben die Forscher um Prof. Dr. Martin Brussig und Susanne Eva Schulz den Einfluss der Berufstätigkeit auf die fernere Lebenserwartung untersucht. Die fernere Lebenserwartung bezeichnet die durchschnittliche Anzahl an Jahren, die eine Person ab einem bestimmten Alter noch zu leben hat. In diesem Fall ging es um das 65. Lebensjahr, also das Renteneinstiegsalter. Die fernere Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren stellt also ungefähr die verbleibenden Lebensjahre ab dem Rentenbeginn dar.
Arbeitsbelastung wirkt über Erwerbsphase hinaus
Die Studie zeigt, dass die Belastungen während des Arbeitslebens und die Anzahl der Berufsjahre langfristig die Lebenserwartung beeinflussen können. Bildung scheint ebenfalls eine zentrale Rolle zu spielen. „Offenbar sind Personen mit höherer Bildung oft in höheren Einkommenspositionen anzutreffen und haben vermutlich auch verträglichere Arbeitsbedingungen“, schreiben die Autoren.
Wer dagegen sehr hohen Arbeitsbelastungen ausgesetzt war, stirbt früher. „Die Arbeitsbelastung beeinflusst also nicht nur das unmittelbare Wohlbefinden, sondern scheint sich auch über die Erwerbsphase hinaus auszuwirken. Damit bleiben die Reduzierung von Arbeitsbelastungen und die Förderung von menschengerechter Arbeit ein vordringliches Ziel“, folgert das IAQ-Team.
Personen, die ihre Gesundheit als schlecht einschätzen oder eine Behinderung haben, haben ebenfalls eine niedrigere Lebenserwartung.
Bildung macht den Unterschied bei der Lebenserwartung
Interessant ist, was die Forscher zum Thema Bildung schreiben. Demnach zeigte eine andere Untersuchung aus 2017 von Lui et al., dass Männer mit dem höchsten Bildungsgrad im Schnitt vier Jahre länger leben als Männer mit dem niedrigsten Bildungsgrad. Auf Berufsgruppen bezogen bedeutet das: Am niedrigsten ist die fernere Lebenserwartung im Bergbau, am höchsten in den technischen Berufen.
Bei Frauen spielt die Bildung dagegen nicht so eine große Rolle. Der Unterschied beträgt nur zwei Jahre. Bis heute haben Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer. Wie die Untersuchung zeigt, sind es für die Babyboomerfrauen genau vier zusätzliche Lebensjahre.
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