Kann Vitamin D Krebs-Todesfälle verhindern?

Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) kommt zu dem Schluss, dass eine Vitamin D-Anreicherung von Lebensmitteln Potenziale für die Krebsprävention eröffnet. – Foto: AdobeStock/Helin
Jod im Kochsalz ist ein gängiges Beispiel dafür, wie ein relativer Mangel an einem lebenswichtigen Mikronährstoff durch eine systematische Anreicherung von Lebensmitteln kompensiert werden kann und soll. In der Schweiz litten bis zu einem Drittel jüngerer Männer an einem Kropf. - Bis Salz systematisch mit Jod angereichert wurde und man das Problem damit in den Griff bekam.
Anders als in Deutschland reichern manche wenige Länder wie USA, Kanada und Finnland bereits seit längerem Lebensmittel mit einer Extraportion Vitamin D an. Warum? Weil eine großzügige Versorgung mit diesem Vitamin offenbar die Sterblichkeit durch Krebserkrankungen reduziert.
„Vitamin-D-Präparate können Krebs-Sterberate um 13 Prozent senken“
Meta-Analysen großer Studien hätten gezeigt, dass die Einnahme von Vitamin D-Präparaten die Sterberaten an Krebs um circa 13 Prozent senke, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Die systematische Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D könne die Vitamin D-Spiegel in der Bevölkerung in ähnlicher Weise erhöhen wie die Einnahme von Vitamin D-Präparaten.
Epidemiologen des Deutschen Krebsforschungszentrums haben den möglichen Einfluss einer gezielten Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D auf die Krebssterblichkeit in Europa in einer Modellrechnung ermittelt. Hierbei verknüpften sie bestimmte statistische Erkenntnisse und Zahlen: Informationen über die Richtlinien zur Nahrungsmittelergänzung von Vitamin D aus 34 europäischen Ländern; die Anzahl krebsbedingter Todesfälle; die Lebenserwartung; und die Ergebnissen der Studien zum Einfluss der Vitamin D-Gabe auf die Krebssterberaten.
Vitamin-D-Anreicherung: 130.000 weniger Krebs-Todesfälle in Europa
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass eine Vitamin D-Anreicherung schon jetzt etwa 27.000 Krebstodesfälle in allen betrachteten europäischen Ländern pro Jahr verhindert. „Würden alle von uns betrachteten Länder Lebensmittel mit angemessenen Mengen Vitamin D anreichern, könnten nach unseren Modellrechnungen circa 130.000 beziehungsweise etwa neun Prozent aller Krebstodesfälle in Europa verhindert werden“, sagt Studienleiter Hermann Brenner. „Das entspricht einem Gewinn von fast 1,2 Millionen Lebensjahren.“
Kinder bekommen Vitamin D schon jetzt gegen Rachitis
Die regelmäßige Gabe von Vitamin D bei Kindern ist zwischenzeitlich weltweit gängige Praxis. Sie hat die früher verbreitete Rachitis, die bekannteste Vitamin D-Mangelerkrankung, weitestgehend verschwinden lassen. Aber noch immer hat ein großer Teil der Bevölkerung, insbesondere der älteren Menschen, niedrige Vitamin D-Spiegel, die mit einem erhöhten Risiko zahlreicher anderer Erkrankungen in Verbindung stehen. „Die aktuellen Daten zur Senkung der Krebssterblichkeit zeigen das immense Potenzial, das eine Verbesserung der Vitamin D-Versorgung auch, aber nicht nur für die Krebsprävention, haben könnte“, erläutert Brenner. „Das sollten wir künftig besser nutzen.“ Die Wirkung von (zusätzlichem) Vitamin-D ist in der Wissenschaft allerdings durchaus umstritten. Eine großangelegte Meta-Studie aus dem Jahr 2020 etwa konnte in der Vitamin-D-Supplementierung „keinen Nutzen" gegen Volkskrankheiten wie Krebs oder Diabetes erkennen.
Vitamin D: Was ist das?
Vitamin D ist eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau spielen. Vitamin D-Mangel wird nicht nur mit Knochen- und Muskelerkrankungen, sondern auch mit einer erhöhten Infektanfälligkeit und zahlreichen anderen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.
Wie kommt der Körper an das Vitamin D, das er braucht?
Der Körper kann Vitamin D auf zwei Wegen erhalten:
- aus der Nahrung (fetthaltiger Fisch, Vitamin-D-Präparate)
- aus eigener Herstellung: Mithilfe der UV-Strahlung der Sonne kann er den Mikronährstoff in der Haut selbst bilden.
Um die Vitamin-D-Bildung in der Haut anzuregen, empfiehlt das DKFZ, sich bei Sonnenschein im Freien zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten aufzuhalten. Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen sollten für diese Zeitspanne unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein.