
Sport als Krebsprävention: Durch Bewegung erhöht sich beispielsweise die Zahl der natürlichen Killerzellen, die Krebszellen abtöten können. – Foto: AdobeStock/dusanpetkovic1
Jeder zweite Deutsche etwa erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs. Rund 510.000 Krebsneuerkrankungen gibt es pro Jahr. Rund 1,7 Millionen Menschen leben in Deutschland mit einer Krebserkrankung, die in den zurückliegenden fünf Jahren diagnostiziert wurde, zeigen Zahlen des Robert-Koch-Instituts. So erschreckend das klingt, so dramatisch klingt es umgekehrt, dass ein beachtlicher Teil der Neuerkrankungen und sogar mehr als die Hälfte der Krebs-Todesfälle in Europa vermieden werden könnten: wenn die Menschen frühzeitig und regelmäßig zur Früherkennungsuntersuchung gehen und einen gesunden Lebensstil pflegen würden.
„40 Prozent der Krebs-Neuerkrankungen durch gesunden Lebensstil vermeidbar“
„Forscherinnen und Forscher sehen europaweit großes Potential in der Krebsprävention. Würde das Zusammenspiel von Prävention und Früherkennung optimiert, könnten 50 bis 70 Prozent der Krebs-Todesfälle in Europa vermieden werden“, erklärt Volker Heinemann, Direktor des „Comprehensive Cancer Center“ (CCC) München und Oberarzt am Klinikum der Universität München (LMU). Bei den Krebs-Neuerkrankungen könnten demnach 40 Prozent allein durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden.
Krebs: Das sind wichtige Risikofaktoren
„Körperliche Inaktivität, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Genussmittel und Schutz vor UV-Strahlung sind beeinflussbare Risikofaktoren für Krebs“, sagt Heinemann. „Diese gilt es in der Primärprävention zu reduzieren, damit Krebs gar nicht erst entsteht.“
Krebsprävention: Sport spielt eine Schlüsselrolle
Eine Schlüsselrolle spielt Sport – oder anders gesagt: der präventive Effekt von regelmäßiger körperlicher Bewegung. Aber wie kann das sein, dass etwas scheinbar Banales eine regelrecht medizinische Wirkung entfalten kann?
Hormone aus dem Sport hemmen Darmpolypen
„Die Wirkung des Sports für die Krebsprävention lässt sich am Beispiel Darmkrebs erklären“, sagt Martin Halle, Ärztlicher Direktor und Ordinarius Lehrstuhl und Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin am „Klinikum rechts der Isar“ der Technischen Universität München (TUM). „Wir wissen heute, dass die Muskulatur bestimmte Botenstoffe über das Blut in unterschiedliche Organsysteme aussendet. Wird die Muskulatur belastet, werden zum Beispiel im Darm bestimmte Muskelhormone freigesetzt. Gelangen sie in die Darmschleimhaut, hemmen sie die Entwicklung von Darmpolypen.“
Sport erhöht die Zahl der Killerzellen, die Krebszellen abtöten
Sport beeinflusst demnach indirekt auch Mechanismen des Zuckerstoffwechsels und des Insulinspiegels und er stimuliert das Immunsystem. Durch Bewegung erhöht sich die Zahl der natürlichen Killerzellen, die Krebszellen abtöten können. Der Rat des Sportmediziners Halle: „Um die Immunkompetenz zu fördern, sollten wir täglich mindestens zehn Minuten höher intensiv trainieren und richtig ins Schwitzen kommen, um die Muskulatur zu aktivieren.“
Krebsprävention funktioniert nur durch Kombination von Sport, Ernährung und Lebensstil
In enger Verbindung zu Sport steht ein weiterer – so alltäglicher wie entscheidender – Faktor der Krebsprävention: die Ernährung. „Man darf die krebspräventive Wirkung der Ernährung sowie einzelner Nahrungsmittel aber nicht isoliert betrachten“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Nicole Erickson, Koordinatorin für Gesundheitskompetenz und E-Health am Klinikum der LMU München. „Jemand, der sich gut ernährt, aber raucht und keinen Sport treibt, hat dennoch ein erhöhtes Krebsrisiko.“ Erst im Zusammenspiel mit Bewegung und einem gesunden Lebensstil komme sie zum Tragen.
Mit Ernährung gegen Krebs – Tipps von der DGE
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zur Vorbeugung von Krebs eine ausgewogene Mischkost:
- mindestens 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst am Tag
- Vollkornprodukte
- täglich maximal 150 Gramm Milchprodukte wie Joghurt und Käse
- Fisch: ein- bis zweimal pro Woche
- unverarbeitetes Fleisch: 300 bis maximal 600 Gramm pro Woche
- verarbeitetes rotes Fleisch gilt als krebserregend, vor allem gepökelte und geräucherte Wurstwaren, und sollte auf ein Minimum reduziert werden
- wenig Alkohol: 10 Gramm pro Tag für Frauen (ein kleines Glas Wein); 20 Gramm pro Tag für Männer (ein halber Liter Bier).