
Forscher versuchen, mit Tiefenhyperthermie Krebszellen zu Leibe zu rücken – Foto: ©psdesign1 - stock.adobe.com
Sarkome können praktisch alle Körperbereiche befallen. Während die Therapie von Knochensarkomen seit Jahren standardisiert ist, sieht es bei den Weichteilsarkomen anders aus. Hier müssen Ärzte oft mehrere Verfahren kombinieren, um die Prognose zu verbessern. Schon seit längerem weiß man, dass zusätzlich zu Operation, Chemotherapie und Bestrahlung auch die Hyperthermie eine sinnvolle Behandlungsoption sein kann. Sie wird allerdings erst in wenigen Zentren angewendet. Nun haben Ärzte die Methode in einer neuen Studie überprüft und dazu ein neuartiges MRT-Tiefenhyperthermie-Hybridsystem zur Anwendung gebracht – mit Erfolg. Die Ergebnisse der Analyse wurden im Fachmagazin Jama Oncology veröffentlicht.
Überlebensvorteil durch Hyperthermie-Verfahren
Die Forscher konnten zeigen, dass eine regionale Überwärmung von Tumoren im Temperaturbereich von 40° bis 43° Celsius in Kombination mit einer prä- und postoperativen Chemotherapie das Langzeitüberleben von Patienten mit Weichteilsarkomen im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie verlängerte. Der signifikante Überlebensvorteil der Patienten wurde durch die längerfristige Tumorkontrolle am Ort der Überwärmung bestätigt.
Die Studie wurde unter der Leitung von Professor Rolf Issels an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) initiiert und mit Beteiligung mehrerer universitärer Hyperthermie-Zentren durchgeführt. Die Resultate wurden bei 329 Patienten mit fortgeschrittenen, bösartigen Weichteilsarkomen in Ergänzung zur Operation und Bestrahlung erreicht. Nach Einschätzung von Professor Lars Lindner, Koordinator des Zentrums für Knochen und Weichteiltumoren (SarKUM) und Leiter der Hyperthermie am Klinikum der Universität München, eröffnen die Ergebnisse Patienten mit Hochrisiko-Weichteilsarkomeneinen einen neuen Behandlungsweg. Inwieweit dieser Therapieansatz auch die Behandlungsergebnisse bei anderen bösartigen Erkrankungen verbessern kann, ist offen.
Neues System ermöglicht nicht-invasive Temperaturmessung
Für die Behandlung setzten die Forscher ein neu entwickeltes MRT-Tiefenhyperthermie-Hybridsystem ein, dass eine nicht-invasive Temperaturmessung bei der Therapie ermöglicht. Bisher erfolgte die Temperaturmessung während der Behandlung über Temperatursensoren, die entweder in den Tumor oder in natürliche Körperhöhlen in der Nähe des Tumors eingeführt wurden. „Über die simultane Messung von temperaturempfindlichen MRT-Signalen erhoffen wir uns zukünftig eine möglichst genaue und nicht-invasive Erfassung der Temperatur im gesamten Tumorvolumen während der Behandlung“, erklärt Dr. Bassim Aklan, der als Medizinphysiker das Gerät betreuen wird.
Die fokussierte Erwärmung von Tumoren ermöglicht auch den gezielten Transport von Wirkstoffen über wärmeempfindliche Nanopartikel. Diese zirkulieren so lange in der Blutbahn, bis sie das erwärmte Tumorgewebe erreichen und dort schlagartig ihren Wirkstoff freisetzen. „Mit Hilfe dieser Technologie ist es möglich, eine bis zu 15-fach höhere Wirkstoffkonzentration im Tumorgewebe zu erreichen, ohne dabei Nebenwirkungen auf den Körper zu erhöhen. So konnten in Zusammenarbeit mit der Tierklinik der LMU bereits Katzen, die an einem Weichteilsarkom erkrankt waren, erfolgreich behandelt werden“, so Lindner. Mit Hilfe eines BMBF Förderprojekts soll diese Entwicklung nun in die klinische Erprobung gehen und helfen, die Ergebnisse für Patienten mit Weichteilsarkomen weiter zu verbessern.
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