Neue Immuntherapie gegen Rhabdomyosarkome bei Kindern in Erprobung

Neue Immuntherapie: Hoffnung auf eine bessere Prognose für Kinder mit Rhabdomyosarkom – Foto: Oksana Kuzmina - Fotolia
Rhabdomyosarkome sind die häufigsten bösartigen Weichgewebstumoren bei Kindern. Sie machen etwa ungefähr fünf Prozent aller malignen Tumoren im Kindesalter aus. Trotz aggressiver Hochdosistherapien überleben weniger als 60 Prozent der jungen Patienten die nächsten fünf Jahre nach Diagnose. Bei Betroffenen mit einem Hochrisikotyp und im metastasierten Stadium sind es sogar nur 5 bis 10 Prozent. Ein kleinen Lichtblick meldet jetzt die Wilhelm-Sander-Stiftung. Eine neue Immuntherapie hat offenbar in präklinischen Studien so gut abgeschnitten, dass jetzt eine klinische Phase-I-Studie in Vorbereitung ist. Das neue antikörperbasierte Behandlungskonzept gegen Rhabdomyosarkome wurde von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Universitäten Gießen und Aachen entwickelt und von der Stiftung finanziell unterstützt. Das Konzept basiert im Wesentlichen auf immuntoleranten therapeutischen Antikörpern, einem humanisierten Immuntoxin und der chemischen Substanz Forskolin.
Rhabdomyosarkome: viele Komponenten sollen die Therapie effizienter machen
In Vorarbeiten hatten die Wissenschaftler ein sogenanntes Immuntoxin synthetisiert, das in Zellkulturversuchen und im Tiermodell eine spezifische, hohe Tumortoxizität zeigte – also besonders wirksam gegen die Krebszellen war. Später war es den Krebsforschern gelungen, das Immuntoxin voll zu humanisieren und die Expression des Tumorantigens zu erhöhen. Während die Humanisierung mögliche Resistenzen gegen die rettenden Antikörper verhindern soll, steigert die medikamentös erzeugte Expression des Tumorantigens die Effizienz der Therapie. Neben einer verbesserten Spezifität und Bioverfügbarkeit eines therapeutischen Antikörpers ist die Höhe der Expression des Antigens, gegen das der Antikörper gerichtet ist, von entscheidender Bedeutung für die Therapieeffizienz. Als ebenso effizient und therapieunterstützend stellte sich in Tests der Wirkstoffs Forskolin heraus, der unter anderem in der Herz-, Gefäß- und Thrombosebehandlung eine Rolle spielt. „Bei Forskolin handelt es sich um eine in dem Harfenstrauch Plectranthus barbatus vorkommende chemische Verbindung, deren unterstützender Einsatz im Rahmen einer Antikörper-basierten Immuntherapie von Rhabdomyosarkomen realistisch erscheint“, erläutert Professor Stefan Gattenlöhner von der Universitätsklinik Gießen.
Immuntherapie: Erste Klinische Studie geplant
Darüber hinaus ist der Pathologe überzeugt, dass der Einsatz des immuntoleranten therapeutischen Antikörpers einen wiederholten Einsatz über einen längeren Zeitraum erlaubt. So könnten Kinder mit Rhabdomyosarkom künftig von einer niedrig dosierten Langzeitbehandlung profitieren, die eine minimale Resttumorerkrankung verhindern oder gar eliminieren kann. In einer klinischen Phase-I-Studie muss sich das Konzept jetzt aber erst einmal an Patienten behaupten.
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