Krebs bei Kindern: Bei der Strahlentherapie ist weniger manchmal mehr

Bei an Krebs erkrankten Kindern müssen die Risiken einer Strahlentherapie besonders sorgsam abgewogen werden – Foto: ©Frantab - stock.adobe.com
Krebs im Kindes- und Jugendalter ist selten, doch immerhin rund 1.800 Kinder unter 15 Jahren erhalten jährlich in Deutschland die Diagnose Krebs. Am häufigsten sind dabei Leukämien – sie machen etwa 30 Prozent der Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen aus. Ein Viertel der Betroffenen erkrankt an Hirntumoren, dann folgen Lymphome, Tumoren des Nervensystems wie das Neuroblastom, Weichteilsarkome und Nierentumoren wie der Wilms-Tumor (Nephroblastom).
Schaden und Nutzen der Behandlung müssen abgewogen werden
Bei der Behandlung von Krebserkrankungen von Kindern stellen sich besondere Herausforderungen. Denn bei ihnen muss noch stärker als bei Erwachsenen sorgfältig zwischen dem Schaden und Nutzen einer Krebstherapie abgewogen werden, um unerwünschte Spätfolgend zu vermeiden. So wurden seit den 1990er Jahren Strahlentherapien bei Kindern zurückhaltender eingesetzt und die Strahlendosen verringert. Nun haben US-amerikanische Wissenschaftler untersucht, wie sich diese Entwicklung auf die Häufigkeit von Rezidiven bei den jungen Krebspatienten ausgewirkt hat. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht.
Für ihre Analyse untersuchten die Forscher um Lucie M. Turcotte vom Masonic Cancer Center der University of Minnesota die Daten von über 23.000 Überlebenden einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter. Bei allen Betroffenen war der Krebs vor dem 21. Lebensjahr diagnostiziert worden, das Durchschnittsalter betrug bei der Diagnose acht Jahre. Wie sich zeigte, traten innerhalb der folgenden 20 Jahre bei 1.639 Patienten insgesamt fast 3.000 weitere Krebserkrankungen auf, am häufigsten Brust- und Schilddrüsenkrebs.
Weniger Rezidive bei jungen Krebspatienten
Im Lauf der Jahre ist der Anteil der Rückfälle bei den im Kindesalter an Krebs erkrankten Patienten jedoch gesunken. Lag die Häufigkeit für ein Rezidiv in den 1970er Jahren noch bei 2,1 Prozent, war sie zehn Jahre später auf 1,7 Prozent und in den 1990er Jahren auf 1,3 Prozent gesunken. Gleichzeitig ging dabei der Anteil der Kinder, die eine Strahlentherapie erhalten hatten, von 77 Prozent auf 33 Prozent zurück. In der Studie konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer reduzierten Strahlendosis und einem geringeren Risiko für zweite Krebserkrankungen festgestellt werden.
Die Langzeitstudie zeigt, dass es vor allem bei Kindern, die an Krebs erkrankt ist, sinnvoll sein kann, Strahlentherapien zurückhaltend einzusetzen. Dennoch ist sie eine wirksame Methode in der Bekämpfung von Krebs und kann in vielen Fällen zur Heilung beitragen.
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