
Forscher aus Heidelberg wollen mit neuen Methoden neue Behandlungsansätze für krebskranke Kinder identifizieren
Etwa 80 Prozent der krebskranken Kinder können heute geheilt werden. Aber immerhin bei 20 Prozent versagen die Standardtherapien. Um diese unheilbar kranken Kinder geht es im neuen Forschungsprojekt Compass, das vom Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) koordiniert wird. Im Mittelpunkt des europaweiten Projekts stehen molekulare Analysen und auf Mikroskopie basierende Techniken. Von der Kombination beider Methoden verspricht man sich nun einen durchschlagenden Erfolg bei der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten.
Suche nach Medikamenten mit dem Mikroskop
Einigen krebskranken Kindern kann heute schon mit molekular gezielten Medikamenten geholfen werden. Doch wenn die kleinen Patienten auch darauf nicht ansprechen, dann können Wissenschaftler auf eine weiteres Tool zurückgreifen: die Hochdurchsatzmikroskopie. Mit diesen Techniken kann untersucht werden, ob das Tumorgewebe auf bestimmte Medikamente anspricht. „Wir erweitern somit die Diagnostik um eine wertvolle Dimension“, erklärt Olaf Witt, Direktor des Translationalen Programmes am KiTZ und Leiter der Klinischen Kooperationseinheit Pädiatrische Onkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Universitätsklinikums Heidelberg. „Kombiniert man die funktionalen Bilddaten mit den Informationen, die man durch die molekularen Analysen erhält, so bekommt man genauere Hinweise auf erfolgversprechende Therapieansätze bei bisher unheilbaren Krebserkrankungen im Kindesalter.“
Sechs Forschungszentren für Kinderonkologie beteiligt
Dieser Ansatz wird im Rahmen von Compass nun im großen Stil verfolgt. Neben dem KiTZ mit seiner europäischen kinderonkologischen Plattform „INFORM“ gehören fünf weitere wissenschaftliche Einrichtungen zu den Partnern im COMPASS Projekt, darunter das Institute Curie in Paris und das Princess Máxima Center für pädiatrische Onkologie in Utrecht, Niederlande.
Bibliothek mit neuen Therapien
„Ziel ist es, auf der Grundlage der Bildanalysen und begleitender molekularer Analysen eine internationale, standardisierte und validierte Bibliothek für Medikamententests aufzubauen, die verschiedene Tumorarten auf ihr Ansprechen auf unterschiedliche Wirkstoffe hin charakterisiert und eingruppiert“, erklärt KiTZ Mitarbeiterin Sina Oppermann, wissenschaftliche Koordinatorin des COMPASS Projektes. „Diese Daten sollen am KiTZ langfristig in klinischen Studien übersetzt werden, damit betroffene Kinder möglichst schnell von den Erkenntnissen profitieren.“
Das Compass-Projekt (Clinical implementation Of Multidimensional PhenotypicAl drug SenSitivities in paediatricprecision oncology) wird vom europäischen Konsortium ERA PerMed in den kommenden drei Jahren mit 1,5 Millionen Euro gefördert. Das Konsortium besteht aus 32 Partnern aus über 20 Ländern und wird von der Europäischen Kommission mitfinanziert.
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