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Weichteilsarkome besser multimodal behandelt

Mittwoch, 27. Juli 2016 – Autor:
Eine Standardbehandlung von Weichteilsarkomen gibt es nicht. Ärzte müssen oft mehrere Verfahren kombinieren, um die Prognose zu verbessern. In vielen Fällen funktioniert das auch.
Weichteilsarkome sind sehr heterogen. Um die Prognose zu verbessern, setzen Ärzte auf multimodale Therapien

Weichteilsarkome sind sehr heterogen. Um die Prognose zu verbessern, setzen Ärzte auf multimodale Therapien – Foto: Dan Race - Fotolia

Sarkome wachsen in Weichgeweben wie Muskeln und Bindegewebe und können somit praktisch alle Körperbereiche befallen. Bei Kindern treten Sarkome fast ausschließlich im Knochen auf. Während die Therapie bei Knochensarkomen seit Jahren standardisiert ist, haben es die Ärzte bei den Weichteilsarkomen mit mehr als 100 Subgruppen zu tun. Hinzukommen drei Gradings, die etwas über das Stadium und die Bösartigkeit aussagen. Die Behandlung sollte man daher am besten einem spezialisierten Zentrum überlassen.

Eines der größten Sarkomzentren Deutschlands befindet sich an der Berliner Charité. Mehr als 100 Erwachsene mit Weichteilsarkomen werden dort jedes Jahr behandelt, hinzukommen 40 Kinder mit Knochensarkomen. Die Behandlung von Weichteilsarkomen sei immer äußerst individuell und darum relativ schwierig, meint Dr. Annegret Kunitz vom Sarkomzentrum der Charité am Campus Virchow Klinikum. Erschwerend komme hinzu, „dass sowohl die Zahl potenter Medikamente als auch die Studienlage im Vergleich zu anderen Tumorentitäten relativ dünn ist“, sagt die Onkologin.

Hyperthermie gilt als sinnvolle Behandlungsmaßnahme

Als Therapieoptionen stehen den Ärzten neben der Operation, die Chemotherapie und die Bestrahlung zur Verfügung. Neuere Medikamente gibt es (noch) nicht. Die Charité setzt außerdem die Hyperthermie ein - ein Verfahren, das  den Tumor mit Hilfe eines Spezialgeräts durch Wärme zerstört. Durch die lokale thermische Behandlung sollen die Tumorzellen außerdem empfindlicher gegenüber Strahlen- und Chemotherapie werden. Studien haben gezeigt, dass die Hyperthermie tatsächlich die Prognose bei Weichteilsarkomen verbessert. Ein Standardverfahren ist sie aber noch nicht. Viele andere Zentren bieten daher auch keine Hyperthermie-Behandlung an, obwohl man sie an der Charité für äußerst sinnvoll hält. . „Hyperthermie hilft die lokale Rezidivrate zu senken, während die Chemotherapie die systemische Rezidivrate, also das Auftreten von Mikrometastasen in der Lunge, senkt“, erläutert Radioonkologe Prof. Peter Wust von der Charité.

Weichteilsarkome haben vergleichsweise gute Prognose

Je nach Sarkom-Typ, Grading und Allgemeinzustand des Patienten kombinieren die Ärzte die verschieden Verfahren – mit oder ohne Hyperthermie. Erst die Kombination - Ärzte sprechen von multimodaler Therapie - ermöglicht auch Patienten in fortgeschrittenem Stadium ein vergleichsweise langes Überleben: Immerhin bleiben 50 Prozent der Patienten mindestens fünf Jahre tumorfrei. Bei den niedriggradigen Sarkomen liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit heute sogar bei über 90 Prozent.

Sarkomzentren haben den Vorteil, dass die Therapieplanung nicht in den Händen eines einzelnen Arztes liegt. An der Behandlungsentscheidung sind neben Onkologen auch Chirurgen, Radioonkologen, Pathologen und Palliativmediziner beteiligt. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist eine der vielen Voraussetzungen, die ein zertifiziertes Sarkomzentrum erfüllen muss

Foto: © Dan Race - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Medizin
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