Suizide eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt

Am 10. September findet der Welttag der Suizidprävention statt – Foto: ©steheap - stock.adobe.com
In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen zusammen. Insgesamt sind es jedes Jahr ungefähr 10.000 Menschen, die sich hierzulande das Leben nehmen – weltweit sind es rund eine Million Menschen pro Jahr. Nach Einschätzung der WHO ist der Suizid damit eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt. Um die Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik aufmerksam zu machen, wird seit dem Jahr 2003 immer am 10. September der Welttag der Suizidprävention veranstaltet. Er wurde von der International Association for Suizide Prevention (IASP) und der WHO ins Leben gerufen und wird mit zahlreichen Veranstaltungen begangen.
Auch in Deutschlandweit finden am 10. September 2017 wieder viele Veranstaltungen statt, um über das Thema Suizid und Suizidprävention aufzuklären sowie den Verstorbenen zu gedenken. Der Tag soll damit auch den Angehörigen einen Raum geben, um ihre Erfahrung von Verlust und Trauer miteinander zu teilen. In Berlin findet um 15 Uhr der zentrale Gottesdienst zum Welttag der Suizidprävention statt. Er wird unter dem Titel „Take a minute, change a life“ mit Worten und Klängen aus der christlichen, jüdischen und muslimischen Glaubenstradition begangen.
Suizidprävention ist wirksam
Besonders stark gefährdet, Suizid zu begehen, sind Jugendliche und junge Erwachsene. Aber auch ältere Menschen sind häufig betroffen, und selbst Kinder können gefährdet sind. Um die Anzahl der Suizide zu reduzieren, wurden während der vergangenen Jahre in vielen Ländern Präventionsprogramme ins Leben gerufen. Dass Suiziden tatsächlich entgegengewirkt werden kann, haben bereits verschiedene Studie gezeigt. So konnte vor kurzem eine Meta-Analyse von über 1800 Publikationen drei besonders wirksame Ansatzpunkte herausarbeiten.
Die Studie des Forscherteams um Dr. Gil Zalsman vom Geha Mental Health Center in Tel Aviv konnte zeigen, dass ein wichtiger, oft unterschätzter Weg, Suizide zu verhindern, ist, Betroffenen den Weg zur Tat zu versperren. Mehrere Untersuchungen konnten nachweisen, dass der Impuls, sich umzubringen, nachlassen kann, wenn es im Moment keine Möglichkeit gibt, die Idee in die Tat umzusetzen. Als wirksam hat sich dabei unter anderem in Großbritannien die Verkleinerung von Medikamentenpackungen und das Verbot toxischer Wirkstoffe gezeigt. Zudem können Zugangsbarrieren zu häufig von Suizidwilligen aufgesuchten Orten die Anzahl der Selbsttötungen senken.
Soziale Netzwerke können helfen, Selbsttötungen zu verhindern
Ein weiterer wichtigerer Ansatzpunkt der Suizidprävention ist, häufig zugrundeliegende Erkrankungen wie Depressionen, bipolare Störungen oder Psychosen zu erkennen und zu behandeln. Die dritte Säule zur Verhinderung von Suiziden sind soziale Netzwerke, denn das Eingebundensein in Familie und Freundeskreise senkt nachweislich das Risiko für Selbsttötungen.
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe rät Angehörigen von offenbar suizidgefährdeten Personen, diesen ruhige und sachlich zu sagen, dass sie sich Sorgen machen. Die Befürchtung, man könne dadurch den Suizid erst provozieren, ist nach Angaben der Stiftung falsch. Wichtig ist es auch, professionelle Hilfe hinzuziehen. Angehörige sollten nicht versuchen, den Therapeuten zu ersetzen. Vielmehr sollte der Betroffene unterstützt werden, Hilfe bei einem Arzt, einem Psychotherapeuten oder in einer Klinik zu suchen. Nachts kann auch eine psychiatrische Notfallambulanz aufgesucht oder der ärztliche Notdienst gerufen werden. Und nicht zuletzt sollten Freunde und Familie der suizidgefährdeten Person signalisieren, dass sie für sie da sind und ihren Sorgen zuhören.
Eine erste Anlaufstelle kann auch die Telefonseelsorge sein. Sie ist deutschlandweit unter den Telefonnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 erreichbar. In Berlin gibt es zudem die Krisendienste, die rund um die Uhr geöffnet haben. Die Telefonnummern der einzelnen Standorte sind auf der Website des Berliner Krisendienstes verzeichnet.
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