
Suizidgedanken sind häufig die Folge von psychischen Erkrankungen, die wirksam behandelt werden können – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com
Suizide und Suizidversuche gehören nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den größten Gesundheitsproblemen unserer Zeit. Rund eine Million Menschen nehmen sich jährlich weltweit das Leben. Das sind mehr Menschen, als durch alle Kriege der Welt zusammen versterben. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Suizide sogar die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen.
Aber auch ältere Menschen sind stark suizidgefährdet. In Deutschland ist jeder zweite Suizid einer Frau der einer über 60-Jährigen. Am Tag der Suizidprävention am 10. September 2018 wollen das Nationale Suizidpräventionsprogramm, die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention und die Deutsche Akademie für Suizidprävention ein „Signal der Hoffnung setzen“, indem auf rund 40 Veranstaltungen in 20 Städten Fakten und Vorurteile benannt werden.
Vorurteile abbauen
Gerade beim Thema Suizidprävention kursieren viele Ängste und falsche Annahmen. Einige davon benannte Professor Reinhard Lindner von Uni Kassel bei einer Pressekonferenz in Berlin. Demnach gehört dazu die Vermutung, dass man gegenüber einem Betroffenen nicht den Verdacht ansprechen sollte, er könne Suizidgedanken haben, weil dies die Tat überhaupt erst auslösen könnte. Das ist falsch! Ein verständnisvolles Gespräch sei vielmehr ein erster Schritt zur Suizidvermeidung, so Lindner. Auch denken viele Menschen, dass, wer Suizidgedanken hat, tatsächlich unbedingt sterben möchte. Auch das ist nicht richtig. Meistens ist der Todeswunsch hingegen der Ausdruck einer subjektiv empfundenen Ausweglosigkeit, die mit professioneller Hilfe überwunden werden könne.
Was bei Suizidgefahr zu tun ist
Wichtig ist es, die Anzeichen zu erkennen, die darauf hindeuten können, dass ein Mensch seinem Leben ein Ende setzen will. Dazu gehören:
- Suiziddrohungen. Viele Menschen glauben, dass Menschen, die vom Suizid sprechen, sich nichts antun. Das stimmt nicht!
- Äußerungen der Hoffnungslosigkeit wie: „Es hat ja doch alles gar keinen Sinn mehr“ oder „Wozu das alles noch?“ Bei depressiven Menschen sind das häufig Hinweise auf eine ernste Gefährdung.
- Betroffene beginnen häufig vor einem geplanten Suizid, ihre Angelegenheiten zu ordnen und Abschied zu nehmen. Wer fest entschlossen ist, aus dem Leben zu scheiden, wirkt zudem oft ruhiger, gefestigter und weniger verzweifelt als vorher.
Wenn Angehörige oder Freunde solche Anzeichen bemerken, rät die Deutsche Depressionshilfe zu folgendem Vorgehen:
- Sagen Sie dem Betroffenen ruhig und sachlich, dass Sie sich Sorgen machen! Die Befürchtung, man könne dadurch den Suizid erst provozieren, ist falsch. In aller Regel stellt es für einen suizidgefährdeten Menschen eine Entlastung dar, mit einer anderen Person über die quälenden Gedanken sprechen zu können.
- Ziehen Sie professionelle Hilfe hinzu beziehungsweise unterstützen Sie den Betroffenen dabei, Hilfe zu suchen! Dies kann ein Arzt, ein Psychotherapeut oder eine Klinik sein. Angehörige sollten nicht versuchen, den Therapeuten zu ersetzen.
- Zeigen Sie, dass Sie für den Betroffen da sind! Geben Sie ihm das Gefühl, sich mit seinen Sorgen an Sie wenden zu können. In Akutsituationen sollten Sie die suizidgefährdete Person in eine Klinik oder zu einem Arzt begleiten. Nachts kann das die psychiatrische Notfallambulanz sein, aber auch der ärztliche Notdienst.
Über Suizidgedanken offen sprechen
Wer Suizidgedanken hat, glaubt meistens, dass der Tod der einzige Ausweg aus einer sinnlosen Lage ist. Doch mit professioneller Hilfe lassen sich stets neue Wege finden. Außerdem stehen hinter den Gedanken häufig psychische Erkrankungen die wirksam behandelt werden können. Betroffene sollten sich daher unbedingt Hilfe bei einem Psychiater oder Psychotherapeuten suchen. Ein erster Ansprechpartner ist häufig auch der Hausarzt.
Weitere Anlaufstellen sind die Telefonseelsorge, die unter den Telefonnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 erreicht werden kann, oder in Berlin der Krisendienst, dessen Telefonnummern im Internet zu finden sind. Der Berliner Krisendienst ist auf die einzelnen Bezirke aufgeteilt und rund um die Uhr telefonisch erreichbar.
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