Studie zeigt Zusammenhang zwischen Fluglärm und Depressionen
Mit steigender Lärmbelästigung nehmen auch Depressionen und Ängste zu. Zu diesem Schluss kommt die Gutenberg Gesundheitsstudie des Universitätsklinikums Mainz. Für die Studie wurden 15.000 Menschen aus den Kreisen Mainz und Mainz-Bingen zwischen 35 und 74 Jahren befragt, davon fühlte sich mehr als jeder vierte (27,8 %) extrem durch Lärm belastet. Am häufigsten wurde Fluglärm als Stressquelle angegeben. Mit großem Abstand folgten Lärm vom Straßenverkehr, Nachbarschaftslärm, Bau- und Gewerbelärm sowie Bahnlärm. Dies deckt sich mit den Ergebnissen zahlreicher anderer Studien, wonach Fluglärm die Menschen viel stärker belastet als zum Beispiel Straßen- und Schienenlärm.
Lärmempfindliche leiden doppelt so häufig an Depressionen
„Bei extremer Lärmbelästigung sind Depression und Angst immerhin doppelt so häufig wie bei geringer Lärmbelästigung“, erklärt Studienleiter Prof. Manfred Beutel. Der Facharzt für Psychosomatische Medizin und seine Ko-Autoren sehen damit einen Zusammenhang zwischen Lärmbelästigung und psychischen Erkrankungen belegt.
Es handle sich jedoch nicht um einen kausalen Zusammenhang, betonen die Studienautoren, da Lärmbelästigung etwas Subjektives sei. Tatsächlich wurde in der Studie auch nicht der tatsächliche physikalische Lärm gemessen, sondern bloß die empfundene Lärmbelästigung erfragt. Ursache und Wirkung bleiben also offen. „Denkbar ist“, kommentiert Prof. Beutel, dass Lärmbelästigung Stress hervorruft, der zu Depression und Angst führt. Es ist aber auch möglich, dass Depression und Angst zu erhöhter Lärmempfindlichkeit führen beziehungsweise dass eine starke Lärmbelästigung eine psychische Erkrankung verschlimmert.“
Lärm ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem
Dennoch sehen die Studienautoren in den Ergebnissen ein Warnsignal, dass Lärmbelästigung ein verbreitetes und ernstzunehmendes Gesundheitsproblem ist. Dies werde bislang aber noch zu wenig beachtet. Da psychische Leiden inzwischen zu den häufigsten Volkskrankheiten zählen und sowohl bei den Krankheitstagen und Frühberentungen an der Spitze stehen, wollen die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse zu Lärm und Psyche nun weiter vertiefen. „Nachdem wir zeigen konnten, dass Lärm das Herz-Kreislaufsystem schädigt, werden wir diese Befunde zum Anlass nehmen, in den weiteren Nachuntersuchungen der Gutenberg Gesundheitsstudie die Zusammenhänge zu Lärmbelästigung und den psychischen Erkrankungen noch genauer zu prüfen“, erklärt Prof. Münzel, Kardiologe und Mitautor der Studie. Dies schließe auch die Möglichkeit ein, dass psychische Erkrankungen und psychischer Stress Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen könnten.
Die Studienergebnisse wurden soeben im Fachblatt „PLOSone“ veröffentlicht. Die Untersuchung wurde von Wissenschaftlern der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt.
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