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STIKO empört über politischen Druck in Sachen Kinderimpfung

Samstag, 31. Juli 2021 – Autor:
Politiker üben derzeit massiven Druck auf die Ständige Impfkommission aus, ihre Empfehlung zu Corona-Schutzimpfungen von Kindern und Jugendlichen zu ändern. STIKO-Mitglied Martin Terhardt wehrt sich mit deutlichen Worten.
Die aktuelle Datenlage rechtfertigt keine Covid-Impfung für Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren

Die aktuelle Datenlage rechtfertigt keine Covid-Impfung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren – Foto: © Adobe Stock/ Africa Studio

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt derzeit keine Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. Grund ist die mangelnde Datenlage, die das Risiko einer Impfung für diese Altersgruppe rechtfertigen würde.

Doch seit Wochen üben Politiker Druck auf die STIKO aus, ihre Empfehlung zu ändern. STIKO-Mitglied Martin Terhardt sagte am Freitag im Inforadio vom rbb, solche Forderungen empörten ihn und seien möglicherweise dem Wahlkampf geschuldet. Dadurch werde die Arbeit der STIKO entwertet.

Terhardt: „Politiker schlagen auf der STIKO herum – das entwertet uns“

Wörtlich sagte der Kinder und Jugendarzt: "Wir sind ja schon einiges gewöhnt in den letzten Wochen, dass die Politiker auf der STIKO herumschlagen, weil sie das Gefühl haben, sie würde nicht vernünftig oder nicht professionell arbeiten. Das erzürnt uns, das empört uns, das entwertet uns und das schadet dem Vertrauen der Ständigen Impfkommission, und das finde ich einen groben Fehler."

Terhardt kündigte eine neue Bewertung in einigen Wochen an. Bisher sei die Datenlage aber noch nicht ausreichend, um eine Corona-Schutzimpfung für die 12- bis 16-Jährigen allgemein zu empfehlen.

Kinder und Jugendärzte verteidigen Arbeit der STIKO

Rückendeckung bekommt die STIKO vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Die STIKO arbeite sehr gründlich und werte eine enorme Menge an Daten in sehr kurzer Zeit aus, sagte deren Sprecher Jakob Maske ebenfalls am Freitag im Inforadio vom rbb. Eine generelle Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gebe es aus gutem Grund noch nicht. Maske verwies außerdem darauf, dass die STIKO bereits Ausnahmen zulasse, etwa bei bestimmten Vorerkrankungen oder auch nach einer ausführlichen Beratung mit den Eltern. Derzeit sammle die Kommission weiter Daten. „Wenn sie (die STIKO) ihre Einschätzung ändert, kann man sicher sein, dass die Impfung den Kindern nicht mehr Schaden zufügt als das Coronavirus selbst.“

Lockdown hat Kindern mehr geschadet als das Coronavirus

Diese Risiko-Nutzen-Abwägung muss die STIKO bei jeder Impfempfehlung vornehmen und das tut sie auch in diesem Fall sehr gründlich. "Man muss einfach sagen, dass die Erkrankung Covid für Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen relativ harmlos ist“, sagte Jakob Maske. Und weiter: „Wir sehen durch die Maßnahmen, die durch Covid ergriffen wurden, also die ganzen Lockdown-Maßnahmen etc., bei den Kindern und Jugendlichen mehr Schäden als durch die Erkrankung selbst."

Hauptkategorien: Corona , Gesundheitspolitik , Medizin
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