STIKO-Chef Mertens: Long-Covid gibt es bei Kindern praktisch nicht

STIKO Chef Mertens hält derzeit die Covid-Impfung von Kindern und Teenagern nur in Ausnahmefällen für gerechtfertigt – Foto: © Adobe Stock/ klavdiyav
Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren können ab dem 7. Juni in Deutschland gegen Covid geimpft werden. Diese Entscheidung trafen Bund und Länder am Freitag - entgegen den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. STIKO-Chef Prof. Thomas Mertens erklärte dazu dem Sender Phoenix, die Politik dürfe das. „Das ist ohne weiteres möglich und auch im Infektionsschutzgesetz festgeschrieben.“
Die STIKO beruft sich bei ihren Empfehlungen auf die vorhandene Evidenz. „Bei der STIKO werden ja keine Meinungen verkauft oder Meinungen geäußert, sondern wir ziehen uns ja völlig zurück auf das, was man an Erkenntnis und an Daten hat“, sagte Mertens.
Mertens befürwortet Impfung vorerkrankter Kinder
Die Daten sind augenblicklich für die STIKO aber noch zu schwach, um eine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche auszusprechen. Nur für eine Gruppe könnte es bald eine Ausnahme geben: „In dem Augenblick, wo man Kinder hat, die eine gefährdende Vorerkrankung haben, ändert sich ja auch die ganze Perspektive. Dann ist natürlich die Impfung auf jeden Fall ein Segen“, sagte Mertens im phoenix-Interview. Auch die STIKO würde sich dem sicher niemals entgegenstellen. Im Gegenteil, sie würde das sicher empfehlen.
Eine Empfehlung für alle Kinder wolle er allerdings nicht abgeben, bekräftigte Mertens. „Gerade wenn es jetzt um die generelle Impfung von Kindern geht, dann müssen wir doch wirklich sehr sicher sein, dass das, was wir tun, auch wirklich zum besten Wohl der Kinder geschieht". Insofern stehe er dazu, „die Dinge erst sehr gründlich zu prüfen und dann anschließend eine Empfehlung abzugeben."
Kaum schwere Verläufe und nichts über Long Covid bei Kindern bekannt
Manche Eltern haben die Sorge, ihre Kinder könnten vielleicht nicht schwer an Covid, aber an Langzeitfolgen erkranken. Diese Sorge teilt Mertens nicht. „Die bisherige Analyse hat ergeben, dass es Long-Covid bei den Kindern eigentlich nicht gibt“, sagte der STIKO-Chef. Es gebe dazu keine soliden, seriösen Daten.
Allerdings gebe es bei ganz kleinen Kindern und Jugendlichen das generalisierte Infektionssyndrom. Das sei aber eine "sehr seltene Erkrankungsform", so Mertens. Insgesamt gebe es nur "sehr wenig schwere Verläufe". Kinder, die an Covid erkrankt oder verstorben seien, "waren praktisch alles Kinder, die schwerste Vorerkrankungen hatten, so dass man dort auch sagen kann: Sie sind vielleicht nicht an Covid gestorben, sondern sie sind mit Covid gestorben."
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte zuvor den Biontech/Pfizer-Impfstoff für 12- bis 15-jährige freigegeben. Mit der EU-Zulassung des Moderna-Impfstoffs für diese Altersgruppe wird in den nächsten Wochen gerechnet.