Smartphones sind inzwischen für viele Menschen ein ständiger Begleiter. Jeder zehnte Student schaut einer jüngsten Studie zufolge sogar beim Sex auf sein Smartphone. Laut der US-Studie kann die ständige Unterbrechung ADHS-ähnliche Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Unaufmerksamkeit und Probleme mit dem Stillsitzen auslösen. Doch auch der Schlaf wird durch Smartphones, Tablets und Computer gestört. Viele Menschen berichten über Schlafstörungen oder haben Probleme mit dem Einschlafen, wenn sie im Bett noch E-Mails gecheckt oder im Internet gesurft haben. Abgesehen von aufwühlenden Inhalten spielt dabei vor allem die Bildschirmbeleuchtung eine entscheidende Rolle.
Blaues Licht bringt inneres Uhrwerk durcheinander
Erst kürzlich sind Wissenschaftler der Universität Frankfurt dem Phänomen in einer Studie nachgegangen, in dem sie den Effekt verschiedener Lichtwellenlängen auf die innere Uhr des Menschen untersucht haben. Demnach stimulieren Lichtreize unser molekulares Uhrwerk. Neben den sogenannten circadianen Photorezeptoren, die in der Netzhaut liegen und Lichtreize wahrnehmen, sollen rund 3.000 Gene sollen daran beteiligt sein.
Besonders sensibel reagieren die circadianen Photorezeptoren auf das Licht im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums, berichten die Wissenschaftler in der Dezember-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität „Forschung Frankfurt“. Blaues Licht ist aber genau das Licht, das die Bildschirme der elektronischen Geräte erleuchtet. Und das scheint das innere Uhrwerk gehörig durcheinander zu bringen, wie die Forscher betonen. „Deshalb können Menschen, die spät am Abend vor Smartphone, Tablet oder Laptop sitzen, häufig schlecht schlafen“, sagt Neurobiologe Prof. Dr. Horst-Werner Korf von der Uni Frankfurt. Darum sollten auch i-phone & Co. nachts eine Pause haben.
ADHS-Patienten besonders gefährdet
Menschen, die an dem Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) leiden, scheinen besonders anfällig für das blaue Licht zu sein. Die Frankfurter Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Patienten ohnehin schon eine genetische Veranlagung zu einer leicht veränderten molekularen Uhr haben. „Wird diese dann noch zusätzlich durch Beleuchtungsmuster – wie das blaue Licht – desynchronisiert, führt dies über noch unbekannte Mechanismen zur Erkrankung,“ so Prof. Andreas Reif von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uni-Klinikums. Dies zeige, welche Bedeutung Licht auf den Organismus haben könne.
Im Allgemeinen wird Licht eine stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt. So zeigt die Lichttherapie bei Depressionen oft eine gute Wirkung. Als „therapeutisches Licht“ wird eine helle Lichtquelle von 10.000 Lux etwa 30 Minuten empfohlen. Das blaue Licht in Smartphones, Tablets und Laptops ist hingegen für gesunde Menschen und ADHS-Patienten kein guter Berater, zumindest nicht vor dem Schlafengehen. Darum sollten die Geräte, auch wenn es schwer fällt, am Abend ausgeschaltet werden.
© Focus Pocus LTD - Fotolia.com