Schilddrüse: Hitzesonde schrumpft kalte Knoten

– Foto: Adobe Stock/Andrey Popov
In Deutschland haben etwa 20 Millionen Menschen einen oder mehrere Knoten in der Schilddrüse. Kalte Knoten lassen sich minimalintensiv mit einer Hitzebehandlung verkleinern, erläutert der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) in einer Pressemitteilung.
Kalte Knoten sind Areale, die kaum oder keine Hormone mehr bilden. Verkleinert werden sollten sie, wenn sie Schluckbeschwerden oder ein Druckgefühl hervorrufen. Voraussetzung: ein bösartiger Tumor kann ausgeschlossen werden, und sie lassen sich gut mit der Sonde erreichen.
Gewebe wird auf 60 bis 90 Grad erhitzt
In Korea ist diese Radiofrequenzablation (RFA) seit 15 Jahren etabliert, auch der BDN bestätigt die Wirksamkeit des relativ neuen Verfahrens.
Für die Therapie führen die Behandler nach einer örtlichen Betäubung eine dünne Sonde unter Ultraschallkontrolle in den zu behandelnden Knoten ein. Durch hochfrequenten Wechselstrom erhitzt die Spitze der Sonde das erkrankte Gewebe auf Temperaturen von 60 bis 90 Grad und lässt es in den folgenden Wochen und Monaten schrumpfen.
Schilddrüse: Hitzesonde schrumpft kalte Knoten
Daten belegen, dass die Hitzesonde das Volumen kalter Knoten in der Schilddüse im Durchschnitt um mehr als zwei Drittel reduzieren beziehungsweise schrumpfen kann, heißt es weiter in der Mitteilung.
Dr. Ingo Janssen vom BDN führt wöchentlich drei bis vier RFA durch und bestätigt dieses Ergebnis. "Wir haben insgesamt etwa 200 Patienten mit der Hitzesonde behandelt und die Ergebnisse über mindestens zwölf Monate nachverfolgt", sagt der niedergelassene Nuklearmediziner aus Berlin.
Ab Knotenreduktion um 50 Prozent gelungen
"Ab einer Knotenreduktion von 50 Prozent sprechen wir von einer gelungenen RFA, 80 Prozent streben wir an." Die RFA erfolgt stationär, Krankenkassen übernehmen die Kosten. In Deutschland bieten bislang aber nur wenige Ärzte die Therapie mit der Hitzesonde an.
Grundsätzlich kann die RFA Schilddrüsenknoten bis Mandarinengröße beseitigen. "Die besten Ergebnisse erreichen wir bei Patienten mit mittelgroßen, teilweise zystisch durchbauten kalten Schilddrüsenknoten", berichtet BDN-Experte Janssen.
Keine Narbe, keine lebenslange Hormoneinnahme
Zu den Vorteilen der Methode zählt, dass keine sichtbare Narbe zurückbleibt, keine Vollnarkose erforderlich ist und die Patienten sich schnell erholen. Zudem wird eine Unterfunktion nach dem Eingriff vermieden, da nur die erkrankten Zellen zerstört werden.
Das gesunde hormonproduzierende Gewebe bleibt erhalten. "Damit entfällt auch die lebenslange Einnahme von Hormonen, die nach einer Operation häufig notwendig wird", so Janssen.
Bösartige Knoten müssen operativ behandelt werden
Ein operativer Eingriff wird zwingend erforderlich, sobald es sich um bösartiges Gewebe handelt. Bei sogenannten "heißen" Knoten - also hormonproduzierendem Gewebe - ist das Standardverfahren die Radiojodtherapie. "Sind die heißen Knoten gut mit der Hitzesonde zu erreichen, kommt auch hier die RFA in Frage", so Janssen. "Für die Wahl der richtigen Therapie ist ein eingehendes Gespräch zwischen Arzt und Patient wichtig, bei dem Vor- und Nachteile der Behandlungsformen offen diskutiert werden."