Wann ein Schilddrüsenknoten behandlungsbedürftig ist

Bei 3 bis 5 Prozent der Schilddrüsenknoten handelt es sich um Krebs – Foto: ©InsideCreativeHouse - stock.adobe.com
Ein Schilddrüsenknoten wird oft aus Zufall entdeckt. In den meisten Fällen ist er harmlos. Wann er behandlungsbedürftig ist, erläutern Forscher um Dr. Roland Ladurner vom Klinikum der Universität München in der Fachzeitschrift MMW – Fortschritte der Medizin.
Frauen sind häufiger von Schilddrüsenknoten betroffen als Männer. Bei Männern liegt die Rate deutschlandweit bei 32 bis 55 Prozent, bei Frauen bei 41 bis 65 Prozent. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Ein Großteil der diagnostizierten Schilddrüsenknoten braucht keine Therapie, sondern lediglich sonografische Kontrolluntersuchungen im Abstand von 6 bis 18 Monaten. 85 Prozent der Schilddrüsenknoten sind funktionell inaktiv, nur in maximal 3 bis 5 Prozent der Fälle liegt ein Karzinom vor, heißt es dort weiter.
Wann ein Schilddrüsenknoten behandlungsbedürftig ist
Bei der Untersuchung des Schilddrüsenknotens geht es um den Nachweis oder den Ausschluss von Krebs oder den Nachweis oder Ausschluss einer funktionellen Autonomie (Struma). Wann ein Schilddrüsenknoten behandlungsbedürftig sein könnte: Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für eine mögliche Krebserkrankung erhöhen. Das sind Schilddrüsenkrebs in der Familie, Strahlentherapie von Kopf und Hals, Alter unter 14 oder über 70 Jahren, männliches Geschlecht, wachsender Knoten, harte Knotenkonsistenz, Lymphknotenschwellung, nicht verschieblicher Knoten, Heiserkeit, Schluckstörung, Atemgeräusch, Husten.
Die hochauflösende Sonografie (Ultraschall) inklusive Duplexsonografie die wichtigste bildgebende Untersuchung bei Schilddrüsenknoten. Sie ist bei Patienten mit einem erhöhten Malignitätsrisiko, bei tastbaren Knoten, vergrößerter Schilddrüse und zervikaler Lymphknotenschwellung indiziert sowie Bestandteil jeder Schilddrüsenabklärung bei Schilddrüsenfunktionsstörungen. Im Rahmen der Sonografie zur Differenzialdiagnose von Schilddrüsenknoten sollte immer auch eine Beurteilung der Halslymphknoten erfolgen, so Ladurner weiter in MMW.
Wann ein Knoten hochgradig verdächtig ist
Die amerikanische Schilddrüsengesellschaft (ATA) hat in der aktuellen Leitlinie sonografische Befunde in fünf Kategorien mit ansteigendem Malignitätsrisiko eingeteilt. Hochgradig verdächtig sind danach solide, echoarme Knoten oder solide echoarme Komponenten eines partiell zystischen Knotens mit einer oder mehreren der folgenden Eigenschaften: unregelmäßige Begrenzung, Mikrokalzifikationen (Kalkeinlagerungen), Tiefer-als-breit-Form, Randkalzifizierung mit überschreitender solider Komponente, Ausbreitung über die Schilddrüse hinaus. Hier besteht ein Krebsrisiko von 70 bis 90 Prozent.
Mittelgradig verdächtig sind echoarme solide Knoten mit scharfer Begrenzung ohne die oben aufgeführten Eigenschaften. Krebsrisiko: 10 bis 20 Prozent. Gering verdächtig sind echogleiche oder echoreiche solide Knoten oder partiell zystische Knoten ohne die oben aufgeführten Eigenschaften. Krebsrisiko: 5 bis 10 Prozent. Sehr gering verdächtig sind schwammartige oder partiell zystische Knoten ohne die Eigenschaften, die bei hochgradig, mittelgradig oder gering verdächtig aufgeführt sind. Krebsrisiko: unter 3 Prozent. Als gutartig gelten Zytsen ohne solide Komponente. Krebsrisiko unter 1 Prozent.
Wann eine Feinnadelpunktion erfolgen sollte
Entgegen den Empfehlungen früherer Leitlinien wird in allen aktuellen Leitlinien eine weitere Abklärung von Schilddrüsenknoten mittels Feinnadelpunktion nur noch bei Knoten größer als 1 cm empfohlen, wenn es sich nach sonografischen Kriterien um hoch- oder mittelgradig verdächtige Knoten handelt. Bei geringem beziehungsweise sehr geringem Malignitätsverdacht wird die zytologische Abklärung erst ab einer Größe von 1,5 cm beziehungsweise 2 cm empfohlen.
Bei Krebsverdacht oder nachgewiesenem Krebs muss operiert werden. Bei Schilddrüsenautonomie mit manifester oder latenter Schilddrüsenüberfunktion sollten vor der Erwägung einer chirurgischen Therapie die konservativen Optionen (zum Beispiel Radiojodtherapie) aausgeschöpft werden, so der Experte in dem Fachbeitrag.
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