Oma ist dement: Wie man das Kindern erklären kann

Für Kinder ist es besonders schwer zu verstehen, wenn das Gedächtnis von Oma oder Opa infolge einer Demenz-Erkrankung immer schlechter wird und sie anfangen, sich „komisch" zu verhalten. – Foto: AdobeStock/GordonGrand
Jedes Jahr erhalten 300.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Demenz, knapp neun Prozent der Über-65-Jährigen sind betroffen – und mit ihnen immer auch alle Angehörigen. Für Kinder ist diese Erkrankung besonders schwer zu verstehen. Für Eltern ist es oft nicht leicht, die Krankheit der Großeltern deren Enkeln zu erklären. Doch es geht.
Hilfreich: Offene Gespräche ohne Klischees und Vorurteile
Meist vermeiden Eltern es, über die Erkrankung zu sprechen. „Eltern sind sehr bemüht, ihre Kinder nicht zu belasten", sagt Martina Plieth, Professorin für Gemeindepädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg im Apothekenmagazin „Baby und Familie“. Schweigen ist nach ihrer Ansicht der falsche Weg: „Kinder nehmen Veränderungen sehr genau wahr." Wenn Erwachsene darüber nicht sprechen, löst das bei den Kindern erst recht Ängste aus, sagt Plieth, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema „Kinder und Demenz" beschäftigt.
Wichtig sind offene Gespräche ohne Klischees und vorgefertigte Urteile. Viele Erwachsene neigen nämlich dazu, zu bewerten und zu problematisieren. Ein Verhalten, das Kinder häufig übernehmen. Statt von der „schrecklichen Demenz" zu sprechen, ist es besser, die Kinder anzuregen, darüber nachzudenken.
Wie man Kindern „Demenz“ bei Großeltern erklären kann
Eine Herausforderung ist dabei, den Kindern etwas so Abstraktes wie eine „neurokognitive Störung“ zu erklären. „Im Vordergrund steht nicht die Vermittlung von Wissen", sagt Plieth. Ein guter Weg sei es, an Gefühle anzuknüpfen, die auch Kinder bereits kennen. „Kinder lernen so zu verstehen, warum sich Omi oder Opi ungewöhnlich verhält." Kinder wissen zum Beispiel, dass es unangenehm ist, wenn einem ein Mensch, den man nicht oder nicht gut kennt, zu nahe kommt. Kindern kann man so begreiflich machen, dass sie sich nicht mehr an Oma oder Opa heranschleichen, um sie im Spaß zu erschrecken oder mit etwas zu überraschen. Denn das könnte die dementen Großeltern überfordern. Bei Demenz-Kranken kann es passieren, dass sie sich selbst an vertraute Menschen aus der eigenen Familie nicht mehr erinnern können – weil sie sie vergessen haben. Hilfreich kann es auch sein, Kinder dazu zu ermuntern, langsam, laut und deutlich zu sprechen. Oder ihnen zu erklären, „dass die Männchen in Omas Gehirn nicht mehr so gut arbeiten“.
Demenz erklären: Dafür gibt es sogar Kinderbücher
Um kleinen Kindern eine Demenz begreiflich zu machen – dafür gibt es im Buchhandel tatsächlich auch Bilderbücher, auf die Eltern als Hilfsmittel zurückgreifen können. Fünf Bücher empfehlen die Experten von „Baby und Familie“:
„Opa Rainer weiß nicht mehr“: von Kirsten John und Katja Gehrmann, Knesebeck Verlag.
Die Geschichte von Mia und ihrem Opa, der vergisst, sich die Schuhe anzuziehen.
„Als Oma immer kleiner wurde“: von Inka Pabst und Mehrdad Zaeri, Tulipan Verlag
Ein Mädchen wird immer größer und Oma immer kleiner – das Mädchen übernimmt immer mehr Aufgaben von ihr.
„Oma Luise und die Schmetterlinge“: von Anja Rutenkröger und Christina Kuhn, Mabuse Verlag
Schmetterlinge flattern mit Oma Luises Erinnerungen davon (mit Informationsteil)
„Arthur und der Elefant ohne Erinnerung“: von Maria Giron, Jumbo VerlagEin Elefant ist traurig, weil er vergesslich ist – ein Junge lädt ihn zum Spielen ein.
„Dich vergesse ich nie“: von Laura Hughes und Rachel Ip, Verlag Ravensburger
Amelie und ihre Oma finden einen magischen Ort, an dem alles gesammelt wird, was jemals vergessen worden ist.
(Quelle: Apothekenmagazin „Baby und Familie“)