Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Kombinationstherapie verbessert Motorik nach schwerem Schlaganfall

Sonntag, 15. Juni 2014 – Autor:
Nach einem schweren Schlaganfall bleiben meist lebenslange Behinderungen zurück. Hoffnung machen jetzt Wissenschaftler aus Heidelberg. Eine kombinierte Therapie aus medikamentöser Stimulierung des Nervenfaserwachstums und motorischem Training hat zumindest bei Ratten zu verblüffenden Ergebnissen geführt.
Kombinationstherapie verbessert Motorik nach schwerem Schlaganfall

Forscher hoffen auf Verbesserung der motorischer Fähigkeiten nach einem Schlaganfall – auch beim Menschen

Das Gehirn hat ein enormes Regenerationspotenzial. Nach einem großen Schlaganfall gelingt dem Gehirn eine effektive Reparatur jedoch nicht. Betroffene bleiben in den allermeisten Fällen für den Rest ihres Lebens gravierend motorisch eingeschränkt. Umso wichtiger sind die Ergebnisse, die Wissenschaftler aus Heidelberg und der Schweiz jetzt im Fachmagazin „Science“ vorgestellt haben. In ihrer Studie hatten die Wissenschaftler eine kombinierte Therapie aus medikamentöser Stimulierung des Nervenfaserwachstums und motorischem Training an Ratten untersucht. Durch die Kombinationstherapie kam es bei Ratten nach einem halbseitigen Schlaganfall zur fast vollständigen Wiederherstellung ihrer motorischen Funktionen. Allerdings entschied der richtige Zeitpunkt der Therapie wesentlich über ihren Erfolg.

Richtige Therapiefolge brachte gelähmten Ratten 85 % der motorischen Fähigkeiten zurück

In den Experimenten wurden Ratten nach einem Schlaganfall einer spezifischen Immuntherapie unterzogen, die das Wachstum von Nervenfasern im verletzten Bereich ankurbelt. Dies alleine zeigte nach den Worten von Prof. Dr. Björn Ommer von der Universität Heidelberg jedoch nicht die erwünschte Regeneration. Erst das richtig koordinierte physische Training – nämlich das Greifen nach Futterpellets – zusammen mit der Immuntherapie habe die erhoffte Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten bewirkt. „Bei korrektem Timing erlangten die Ratten erstaunliche 85 Prozent der ursprünglichen Performanz wieder“, erläutert Björn Ommer. „Zu frühes Training erzielte jedoch mit 15 Prozent Performanz nur eine sehr geringe Leistung.“

Verlauf des Regenerationsprozesses wurde per Computer vermessen

In den Experimenten hatten Neurowissenschaftlern zusammen mit Informatikern die Muster von neu gebildeten Nervenfasern untersucht und zur Heilung der motorischen Fähigkeiten in Beziehung gesetzt. Anatomischer Daten und Videos von Bewegungsmustern wurden analysiert und der Verlauf des Regenerationsprozesses für verschiedene Therapieprozesse physiologisch genau vermessen. Das erlaubte den Wissenschaftlern, die richtige Therapie zu bestimmen. Der Informationswissenschaftler Ommer bezeichnete die Ergebnisse der Studie als „weiteren großen Schritt der Forschung auf dem Weg zu einer wirksamen Therapie bei Verletzungen des Gehirns und der Behandlung von Schlaganfällen.“

An dem Projekt waren Forscher der Heidelberg Collaboratory for Image Processing (HCI) der Universität Heidelberg und Neurowissenschaftler der ETH Zürich und Universität Zürich beteiligt.

Foto: design1 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Forschung , Schlaganfall , Gehirn , Rehabilitation

Weitere Nachrichten zum Thema Schlaganfall

08.10.2019

Meist sind es Laien, die Zeugen eines Schlaganfalls werden. Häufig sind sie sich jedoch nicht sicher, ob es sich wirklich um einen Schlaganfall handelt und was sie tun sollen. Der FAST-Test gibt eine einfache Hilfestellung, wie in diesem Fall vorzugehen ist.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin