Jedes Jahr drei Millionen Mädchen von Genitalverstümmelungen bedroht

Am 6. Februar ist der Internationale Tag gegen Genitalverstümmelung. – Foto: ©kamasigns - stock.adobe.com
Es ist eine düstere Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Jährlich laufen über drei Millionen Mädchen Gefahr, genital verstümmelt zu werden. Aktuell sind bereits 200 Millionen Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung betroffen. Diese archaische Praktik ist besonders in geburtenstarken Ländern in Afrika verbreitet: Dabei werden die äußeren Geschlechtsorgane wie die Klitoris und Schamlippen ganz oder teilweise entfernt, meist ohne Narkose mit Rasierklingen oder Glasscherben. Viele Mädchen sterben nach der Beschneidung. Wer überlebt, leidet eine Leben lang an den Folgen.
Bevölkerungswachstum führt zu mehr Genitalverstümmelungen
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) geht davon aus, dass die Zahl der von Genitalverstümmelung bedrohten Mädchen steigen wird. „Aufgrund des Bevölkerungswachstums in den betroffenen Regionen wird zwar die statistische Wahrscheinlichkeit, Opfer von Genitalverstümmelung zu werden, nicht zunehmen - doch die absolute Zahl der Opfer steigt an", sagt Renate Bähr, Geschäftsführerin der DSW.
Gesetze werden nicht umgesetzt
Zwar haben inzwischen viele Länder Gesetze erlassen, die Genitalverstümmelungen verbieten oder einschränken. Doch Papier ist geduldig. Die Beschneidungen finden zu Hause im Hinterzimmer statt und trotzen so den Gesetzen. Die Regierungen tun bisher zu wenig, um über diese Gesetze aufzuklären und sie auch wirklich umzusetzen, kritisiert Bähr. „Es ist höchste Zeit, dass Mädchen auch in der Praxis gleichberechtigt behandelt werden - das schließt ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit mit ein“, so Bähr.
Am 6. Februar ist der Internationale Tag gegen Genitalverstümmelung. Damit soll auf das Unrecht aufmerksam gemacht werden.
Berliner Desert Flower Center hilft beschnittenen Frauen
In Berlin gibt es das Desert Flower Center Waldfriede. Das Center am Waldfriede Krankenhaus in Berlin Zehlendorf hilft Frauen nach einer Genitalverstümmelung – medizinisch und psychologisch. Durch eine Operation können die weiblichen Genitalien weitgehend rekonstruiert werden, Schmerzen und Beschwerden genommen werden. „Wir können die Verstümmelung der Frauen zwar nicht vollständig rückgängig machen. Aber wir können ihnen Lebensqualität zurückgeben. Also Würde, Lebensfreude und selbstbestimmte Sexualität!“, sagt Chefarzt Dr. Roland Scherer, Leitung DFC. Es gibt auch Selbsthilfegruppen und interkulturelle Beratung. Den Frauen entstehen keine Behandlungskosten.
Das Zentrum wurde am 11. September 2013 von der Desert Flower Stiftung unter der Leitung von Waris Dirie gegründet, seinerzeit Sonderbotschafterin der UN gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen. Waris Dirie, die früher als Topmodel gearbeitet hat, ist als Kind selbst Opfer dieser grausamen Praktik geworden. In ihrem Buch „Wüstenblume“ hat sie ihr Schicksal und das von Millionen anderer Frauen bekannt gemacht.
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