Je stress-resistenter die Schwangere, desto länger die Telomere des Neugeborenen
Forscher der Charité - Universitätsmedizin Berlin konnten nachweisen, dass sich das psychische Wohlergehen von Schwangeren positiv auf das Kind auswirkt. Die Neugeborenen stress-resistenter werdender Mütter haben längere Telomere.
Diese Schutzkappen an den Enden der Chromosomen weisen darauf hin, dass ihre Zellalterung verringert ist, was sich auf die zukünftige Gesundheit der Kinder auswirken könnte. Die Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin American Journal of Psychiatry veröffentlicht worden.
Wie sich Stress auf die Entwicklung des Kindes auswirkt
Verschiedene Aspekte während der Schwangerschaft können sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Bisher wurden vor allem negative Einflüsse von Stress, Übergewicht oder schlechter Ernährung untersucht - etwa auf die Funktion der Plazenta, Frühgeburten oder die allgemeine Kindesgesundheit.
In einer vorhergehenden Studie hatten die Berliner Wissenschaftler bereits untersucht, wie sich mütterlicher Stress während der Schwangerschaft auf die Telomerlänge der Nachkommen auswirkt.
650 Mutter-Kind-Paare untersucht
Für die aktuelle Arbeit konnte das Team um Prof. Sonja Entringer vom Institut für Medizinische Psychologie der Charité zusammen mit Forschern um Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn von der University of California sowie einem Team in Finnland auf eine große Probandengruppe mit über 650 Mutter-Kind-Paaren zurückgreifen.
Die positive Einstellung von Schwangeren trotz Stressbelastung bestimmten die Wissenschaftler durch einen Index der Resilienz, in den auch das psychische Wohlergehen und die wahrgenommene soziale Unterstützung einflossen. Die Telomerlänge wurde bei der Geburt in Zellen des Nabelschnurblutes bestimmt.
Je stress-resistener die Schwangere, desto länger die Telomere
Es zeigte sich bei den Schwangeren, dass die Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress, mit der Telomerlänge zusammenhängt. Je positiver und gelassener die werdenden Mütter eingestellt sind, desto länger sind auch die Telomere in Zellen der Kinder. "Positive mütterliche psychologische Charakteristika werden also biologisch beim Fötus eingebettet und wirken sich protektiv aus", sagt Prof. Entringer.
Die Telomere sind spezielle Strukturen, die die Enden von Chromosomen bei der Zellteilung schützen und die durch das Enzym Telomerase verlängert werden können. Die Telomerlänge ist ein molekularbiologischer Marker der Zellalterung, der mit der Lebensdauer und einer Reihe altersbedingter Erkrankungen in Zusammenhang steht.
Bessere psychosoziale Betreuung nötig
"Die Studie unterstreicht die Wichtigkeit des psychischen Wohlergehens der Mutter während der Schwangerschaft für die Programmierung von Krankheit und Gesundheit des Kindes während des gesamten Lebens, sowie die Bedeutung verbesserter Maßnahmen zur psychosozialen Betreuung während der Schwangerschaft", erklärt Prof. Entringer, die auch Associate Professor an der University of California in Irvine ist. In einem weiteren Schritt ist eine Interventionsstudie zur Stressreduktion im Alltag von Schwangeren geplant.
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