
Frauen haben ein höheres Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben als Männer - auch wenn sie die gleiche Behandlung bekommen – Foto: ©juefraphoto - stock.adobe.com
Beim Herzinfarkt gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 28 Prozent der Frauen an ihrem Infarkt versterben sind es bei Männern nur 20 Prozent.
Da der Herzinfarkt bei Frauen unspezifischere Symptome macht als bei Männern, wurde unter anderem vermutet, dass weibliche Infarkt-Patienten seltener mit dem gesamten Spektrum der kardiologischen Möglichkeiten behandelt werden. Nach dieser These würden Frauen weniger oft einen Herzkatheter, eine Ballondilatation, eine Bypass-Operation oder eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie bekommen. Doch bislang war das nur Spekulation.
Mehr Todesfälle trotz gleicher Behandlung
Münchner Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass Frauen, die die gleiche Behandlung bekommen wie Männer, trotzdem öfter ihrem Herzinfarkt erliegen. Die Studie wurde soeben auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim präsentiert. Demnach schneiden Frauen in der Primärversorgung zwar gleich gut ab – danach erleiden sie aber öfter schwere und tödliche Komplikationen. „Wir haben gezeigt, dass es bei Männern und Frauen bei gleicher Behandlung keine Unterschiede in der primären Erfolgsrate gibt, Frauen im weiteren Verlauf aber dennoch eine schlechtere Prognose haben“, erklärte Dr. Tobias Heer von der Klinik für Kardiologie am Klinikum München Schwabing.
Studie untersucht ST-Hebungsinfarkt bei Frauen und Männern
Heer und Kollegen hatten für ihre Untersuchung insgesamt 32.986 Datensätze von Patienten aus dem Koronarangiographie- und PCI-Registers der DKG analysiert. Das Augenmerk legten die Wissenschaftler auf Patienten, bei denen die Gefäße nach einem schweren Herzinfarkt, dem ST-Hebungsinfarkt (STEMI), in einer perkutanen koronaren Intervention (PCI) mit einem Ballon aufgedehnt wurden. Ein knappes Drittel davon waren Frauen. Sie waren im Schnitt sieben Jahre älter als die männlichen Patienten, hatten dafür aber seltener bereits eine PCI oder Bypass-Operation hinter sich.
Die Daten zeigten, dass bei Frauen etwa gleich oft ein kompletter Gefäßverschluss, eine Verengungen des linken Hauptstamms oder gleich mehrere Gefäße aufgedehnt werden mussten. Auch Stents wurden genauso oft implantiert. Frauen mussten allerdings häufiger im Herzkatheterlabor reanimiert werden als männliche Patienten.
„Technisch gesehen war der Eingriff bei beiden Geschlechtern gleich oft erfolgreich: Bei 93,5 Prozent der Frauen und 94,7 Prozent der Männer wurde der Gefäßverschluss im vorgesehenen Ausmaß verkleinert und die Durchblutung der Herzkranzgefäße ausreichend wiederhergestellt“, berichtete Kardiologe Heer.
Frauen erleiden doppelt so häufig Komplikationen
Doch im weiteren Verlauf kam es bei Frauen doppelt so oft zu Komplikationen am Gefäßzugang. Außerdem erlitten 6,8 Prozent der Frauen anschließend einen weiteren nicht tödlichen – Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine dem Schlaganfall ähnliche transitorische ischämische Attacke, wohingegen nur 3,9 Prozent der Männer von solch schwerwiegenden Komplikationen betroffen waren. Schlussendlich verstarben zweimal so viele Frauen noch im Krankenhaus wie Männer (6,3 % versus 3,6 %).
Studienleiter Heer meint, diese Unterschiede seien nicht mit dem höheren Durchschnittsalter der Frauen zu erklären. Auch altersbereinigt liege die Sterblichkeit wie auch die Rate an schweren Komplikationen bei Frauen jeweils 20 Prozent über jenen der Männer. „Wir konnten in der Analyse der Sub-Gruppen keine Erklärung für diesen Unterschied finden“, fasst Dr. Heer zusammen. Die Gründe für diese Geschlechtsunterschiede müssten nun weiter untersucht werden.
Insgesamt ist die Herzinfarkt-Sterblichkeit in den letzten 25 Jahren deutlich zurückgegangen, laut Deutschem Herzbericht um 44,8 Prozent.
Foto: © jarun011 - Fotolia.com