Pflaster soll Gewebeschäden nach Herzinfarkt ausbessern

Ein Herzinfarkt richtet Schäden am Herzmuskel an, die sich mit einem Gewebe-Pflaster ausbessern lassen – Foto: ©Dron - stock.adobe.com
Einen Herzinfarkt überleben heute mehr als drei Viertel der Patienten. Doch am Herzmuskel bleiben oft geschädigte Bereiche ohne Kontraktionskraft zurück. Forscher arbeiten daran, das lädierte Gewebe mit einem Pflaster auszubessern.
Es handelt sich dabei um im Labor gezüchteten Gewebeflicken, die aus kontraktionsfähigen Herzmuskelzellen bestehen. Das meldet die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) im Vorfeld ihrer 125. Jahrestagung in Wiesbaden. Bereits 2020 sollen diese bei schwerkranken Herzpatienten getestet werden.
Aus Stammzellen werden Herzmuskelzellen gewonnen
Wird der Herzmuskel etwa durch einen Infarkt geschädigt, bleibt grundsätzlich verletztes Gewebe zurück. Herzmuskelzellen von Erwachsenen sind nicht in der Lage, sich zu teilen und neues Gewebe zu bilden. Der dauerhafte Funktionsausfall belastet den verbliebenen Herzmuskel und führt bei rund einem Viertel der Infarktpatienten zu einer chronischen Herzschwäche.
"Unter dieser sogenannten Herzinsuffizienz leiden sehr viele Patienten in Deutschland. Umso wichtiger ist es, dass die Forschung hier vorangetrieben wird", sagt Kongressprädident Prof. Claus F. Vogelmeier. Derzeit arbeiten etliche Labore weltweit mit Stammzellen, aus denen sich Herzmuskelzellen gewinnen lassen.
Gezüchtetes Gewebe wird auf den Herzmuskel genäht
Diese Zellen lassen sich entweder direkt in den Herzmuskel spritzen oder auf einem Gerüst aus Collagen oder Fibrin zu einem spontan schlagenden Herzmuskelflicken vorzüchten. Diese auch als "Engineered heart tissue" (EHT) bezeichneten Gewebe werden in einem chirurgischen Eingriff auf die Oberfläche des Herzens aufgenäht, wachsen an und bilden neues Herzgewebe.
"Das Aufbringen dieser Pflaster ist zwar aufwändiger als die Zellinjektion, hat aber mehrere Vorteile", erklärt Prof. Thomas Eschenhagen, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und Institutsdirektor am Zentrum für Experimentelle Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Zum einen würden keine Zellen abgeschwemmt, wodurch sich die Effizienz deutlich erhöhe; zum anderen gebe es, anders als nach einer Zellinjektion, keine Herzrhythmusstörungen; und drittens lasse sich die Kontraktionskraft des neuen Gewebes bereits vor der Implantation testen.
Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten
Sowohl die Injektion von Herzmuskelzellen, als auch das Aufbringen von Herzpflastern sind bereits erfolgreich bei verschiedenen Tierarten getestet worden. "Zum Teil ließen sich beeindruckende Mengen von neuem Herzmuskelgewebe nachweisen", sagt Eschenhagen.
Bis auf Herz-Rhythmusstörungen, zu denen es nach einer Zellinjektion vorübergehend kommen könne, seien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten - insbesondere keine Tumoren, die als gefürchtetes Risiko bestimmter Stammzellenarten gelten.
Pflaster sollen Gewebeschäden nach Herzinfarkt ausbessern
Zwar sind noch einige Fragen offen – etwa die nach dem Langzeitverlauf eines derartigen Eingriffs sowie nach der mechanischen und elektrischen Ankopplung des neuen Gewebes an den Herzmuskel. Auch wird noch nach Zelllinien geforscht, die nicht abgestoßen werden und daher keine Immunsuppression erfordern. „Diesen Fragen gehen einige der vom DZHK geförderten Projekte derzeit noch nach“, sagt Eschenhagen.
Die Pflaster, die Gewebeschäden nach Herzinfarkt ausbessern, werden bereits im kommenden Jahr in einer DZHK-Studie an Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz getestet, die sonst auf ein Spenderherz angewiesen wären.
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