
Ein Herzinfarkt kündigt sich meist durch bestimmte Vorzeichen an
Die Münchner Medea-Studie untersuchte 486 Herzinfarkt-Patienten, 75 Prozent von ihnen waren Männer. 37 Prozent der Patienten alarmierten den Notarzt aufgrund von akuten Beschwerden. „Herzinfarktpatienten mit ausreichendem Vorwissen über die Infarktbeschwerden haben eine 50 Prozent höhere Chance, die Klinik deutlich früher zu erreichen als Betroffene ohne dieses Wissen“, betonte Studienleiter Karl-Heinz-Ladwig, Professor für Psychosomatische Medizin.
Der Herzinfarkt lässt sich meist durch folgende Alarmzeichen erkennen: schwere, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer ausstrahlen können oder im Oberbauch lokalisiert sind, starkes Engegefühl, heftiger Druck, Brennen im Brustkorb, Atemnot, zusätzlich Übelkeit, Brechreiz, Angst , Schwächegefühl (auch ohne Schmerz), eventuell Bewusstlosigkeit, blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß, nächtliches Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb, ausgeprägte Atemnot.
Alarmzeichen für einen drohenden Herzinfarkt-Vorzeichen bei Frauen
Bei Frauen sind Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Rückenschmerzen und Schmerzen im Oberbauch häufiger als bei Männern alleinige Alarmzeichen. Wenn Brustschmerzen bei minimaler Belastung oder in Ruhe auftreten, sofort den Rettungswagen rufen.
Sowohl Männer als auch Frauen mit Vorwissen über die Herzinfarkt-Symptome hatten eine im Schnitt deutlich kürzere Verzögerungszeitspanne zwischen Herzinfarktereignis und Behandlung in der Klinik als Betroffene ohne dieses Wissen: bei Männern lag sie im Schnitt bei 168 Minuten (mit Vorwissen) gegenüber 276 Minuten (ohne Vorwissen), bei Frauen bei 189 Minuten (mit Vorwissen) gegenüber 262 Minuten (ohne Vorwissen).
Ältere Patienten haben oft unklare Symptome
„Wer die Herzinfarkt-Symptome kannte, stufte den Infarkt schneller als Risikoereignis ein und reagierte eher“, berichtet Prof. Ladwig, der am Helmholtz-Zentrum München und der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar der TU München tätig ist.
Die Studie zeigte auch, dass Patienten mit höherem Risiko für unklare Infarkt-Beschwerden, die schwerer dem Herzen zuzuordnen sind (Übelkeit, Brechreiz, Schwächegefühl), auch zur Gruppe mit den höheren Zeitverlusten gehören und deshalb mehr Aufklärung benötigen. Das gilt vor allem für ältere Patienten und Frauen.
Jede Minute zählt, um Kammerflimmern zu verhindern
Bei der Notfallversorgung von Herzinfarktpatienten zählt jede Minute, weil der Infarkt jederzeit lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) auslösen kann und zum Untergang von Herzgewebe führt. Nur der Notarzt kann den plötzlichen Herztod als Folge von Kammerflimmern verhindern. Und erst die Infarktbehandlung in der Klinik kann das Herz vor schweren dauerhaften Schäden (Herzschwäche) bewahren.
Meist geht dem Ereignis eine lange Vorgeschichte voraus. Auch weil viele Betroffene bei Herzinfarkt-Verdacht zu lange zögern, mit dem Notruf 112 den Rettungsdienst zu alarmieren, sterben jedes Jahr über 55.000 Menschen am Herzinfarkt. Die Herzstiftung hat daher einen neuen Herznotfall-Ratgeber „Was tun im Notfall?“ mit einer Darstellung der Herzinfarkt-Alarmzeichen herausgegeben. Der Ratgeber kann unter Tel. 069 955128-400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de angefordert werden.
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